Unsere erste Nacht in Karlson ist Vergangenheit. Gemütlich ist es. Das ist nicht gut, es schmälert nicht unbedingt den Wunsch, ein Auto wie Karlson zu besitzen. Zwischen uns und der Erfüllung liegen gut 80.000 Euro. Aber das ist ein anderes Thema.

Auch wenn der Campingplatz, auf dem wir die erste Nacht verbracht haben, so kaum was hermachte, gab es immerhin relativ moderne Duschen, was nach einem kühlen Abend nicht zu verachten ist.

Da die Ostsee nicht mal einen Kilometer von unserem Schlafplatz entfernt ist, liegt hier unser erstes Ziel des Tages. Kaum öffneten wir die Tür, konnte man die Ostsee vor allem riechen. Aber das Meer ist doch immer wieder ein toller Anblick. Von hier stammt auch das Bild zu Beginn des Beitrages.

Aber genug geträumt, los geht es in Richtung Norden. Unser Ziel lautet: Göteborg. Nicht einmal eine Stunde Fahrzeit lag vor uns. Eigentlich wollten wir auch diese Etappe ja schon gestern fahren. Ihr wisst ja was dazwischen kam.

Angekommen in Göteborg fuhren wir als erstes zum Botanischen Garten der Stadt, der sich entlang eines Hügels erstreckt. Hügel ist eine sehr nette Beschreibung für die Steigungen, die man innerhalb des Parks zurücklegen muss. Davon ließen wir uns aber nicht abschrecken und machten uns auf den Weg nach ganz oben, vorbei an vielen verschiedenen Blumen in allen nur erdenklichen Farben.

Oben angekommen bot sich ein beeindruckender Ausblick über die ganze Stadt. Von hier konnte man bis zum Hafen schauen, in den gerade eine Fähre der Stena Line einfuhr, die selbe Firma, mit der auch wir unsere luxuriöse Überfahrt begangen haben. Anders als bei uns kommt, die Fähre aber nicht aus Rostock, sondern in diesem Fall aus Kiel. Vielleicht etwas für die Rückfahrt.

Nur fünf Minuten vom Park entfernt, liegt die laut Google nächste Sehenswürdigkeit der Stadt: Die Masthugget-Kirche. Durch viele kleine Gassen schlängelte sich der Weg nach oben zur Kirche, die aber leider geschlossen war. So genossen wir auch von hier noch einmal den Ausblick über die Stadt, der mit Karlson wesentlich leichter zu erreichen war als der letzte.

Nach diesem Stop verlassen wir Göteborg Richtung Norden. Karlsons Navi führte uns durch ein absolutes Wirrwarr an Straßenauffahrten, Kreisverkehren und Kreuzungen. Weil man Straßen auf einer Ebene ja nicht verwirrend genug bauen kann, führen die Schweden einen direkt einmal über drei verschiedene. Aber alles kein Problem für zwei erfahrene Roadtriper. Eine halbe Pringlesdose später erreichten wir Trollhättan, unseren ersten Zwischenstopp. Hier gibt es eine ganze Reihe von Schleusen zu betrachten, die schon seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts fast 100 Meter Höhenunterschied zwischen zwei Flüssen ausgleichen. Deshalb handelt es sich dabei auch um eine ganze Kette von hintereinander liegenden Schleusen.

Weil die Schleusen von 1800 natürlich nicht mehr den heutigen Ansprüchen entsprechen, kann man hier gleich drei verschiedene Altersklassen betrachten. Alle jeweils in dreifacher Ausführung hintereinander. Wobei natürlich nur die aktuellen auch funktionstüchtig sind.

Nachdem wir uns alle Bauwerke angeschaut haben, fuhren wir mit Karlson zur nächsten Sehenswürdigkeit des Ortes, einem Wasserkraftwerk. Dieses Kraftwerk ist der Grund für die Ansiedlung der schwedischen Autoindustrie in diesem Bereich des Landes.

Auch hier stürzte das Wasser damals fast 100 Meter herab, bis es schließlich durch den Menschen gebändigt wurde. Deshalb auch der Titel des Beitrages. Einmal am Tag werden die Ausgleichstore des Wasserkraftwerkes geöffnet, und das Wasser stürzt wie früher die Felswände herab. Da wir außerhalb der Saison da sind, können wir dieses Schauspiel leider nicht betrachten, dachten wir wenigstens. Auf dem Rückweg vom Parkplatz fuhren wir mit dem Auto noch einmal am Kraftwerk vorbei und konnten beobachten wie Arbeiter, wohl zum Test, eines der Tore ein Stück öffneten. Kaum vorstellbar, welche Mengen an Wasser dort wohl normalerweise langstürzen. Schon die kleine Öffnung eines der drei Tore sorgte für gewaltige Massen an Wasser, die sich unter lautem Getöse den Weg nach unten in den See suchten.

Für uns ging es aber weiter, es lag schließlich noch ein weiter Weg vor uns. Åmål lautet unser Ziel. Direkt am Vänern gelegen, der laut Jule vermutlich der größte See Schwedens ist, befindet sich hier ein kleiner Campingplatz. Als wir hier ankommen, stellt sich zunächst raus, dass die Mitarbeiter alle frei haben. Alle. Schlafen kann man hier aber trotzdem, auf Vertrauensbasis. Mit einer kurzen SMS mit Namen meldet man sich an, und erhält direkt den Zugangscode für die Schranke um auf das Gelände zu kommen. Bezahlen soll man dann morgen früh, mal sehen ob dann wieder jemand da ist.