Der Tag beginnt für uns bereits um 7:00. Wir sind aber nicht die Einzigen die, um diese schreckliche Zeit aufstehen, ja es gibt sogar welche, die schon wach sind und verrückte, die schon gar nicht mehr da sind.
Auf der Nachbarwiese hört man sie, die ein oder andere Glocke läutet, weil sich die Schafe schon bewegen. Ja, in Norwegen haben nicht nur Kühe, sondern auch Schafe eine Glocke um den Hals.
Warum so früh fragt ihr euch? Insider haben uns verraten, dass es morgens noch nicht so voll ist. Und da wir davon ausgehen, den Weg nicht sprintend zurückzulegen, dachten wir uns, es ist bestimmt besser so.
Pünktlichst um 8:00 steht Karlson auf dem Parkplatz, die Sonne scheint – meistens.
8:06 – wir starten die Stoppuhr und unseren Wanderweg. 2 Stunden soll man für die 4km nach oben brauchen. Und was nach oben heißt, dass wird uns auf den ersten Metern auch gleichmal bewusst. Wir starten auf 270m Höhe und bereits die ersten 500m Strecke katapultieren uns auf wohl so 400m. Was für ein Auftakt und das um die Zeit. Der Ausblick von hier ist schon mal toll. Falls es einem bis hier zu anstrengend ist, kann man auch mit einer Zip-Line wieder runter zum Parkplatz düsen.
Laut vieler Berichte handelte es sich beim ersten Anstieg schon um den schlimmsten Teil der Wanderung. Na wir sind gespannt.
Es geht weiter über eine kleine Ebene und immer wieder leicht hoch und runter.
Da dieser Wanderweg zu den meist besuchten in ganz Norwegen zählt, hat man vor Kurzem nepalesische Sherpas einfliegen lassen, um den Weg zu präparieren.
Immer wieder tun sich Lücken im Wald auf und lassen eine tolle Aussicht erahnen.
Plötzlich veränderte sich die Landschaft. Das Gebiet wurde weniger baumig und ein Holzsteg führte uns über mehrere Moorastebenen. Aber eben nicht unbedingt weiter hinauf.
Auf einmal mussten wir aber kurz stoppen und überlegen. Die moorige Ebene war fast geschafft und vor uns tat sich ein doch recht steiler “Hügel” auf. Da liefen auch Menschen…müssen wir da echt hoch? Es stellte sich raus, ja wir müssen.
Stufen waren in den Fels geklöppelt und führten uns mindestens weitere 120m in die Höhe. Das war dann aber doch noch etwas anstrengender als der Beginn der Tour.
Erstaunlicherweise kamen uns bereits jetzt die ersten Leute auf deren Rückweg entgegen. Aber wir kämpften munter weiter. Ein Anstieg gefolgt von einer Ebene und immer so weiter. Steinerne Treppen zur “Erleichterung” der Arbeit.
Aber nach 2Stunden und 15 Minuten haben wir es geschafft. Angekommen auf 604m Höhe über dem Lysefjord. Wahnsinn!
Und es sind auch wirklich nur eine überschaubare Menge anderer Menschen mit uns hier oben. Im Internet gibt es Bilder, da hat man ja kaum Platz zum Stehen. Also wir haben wohl alles richtig gemacht. Wetter passt auch. Wunderbar.
Wir konnten uns die Aussicht von Nahem natürlich nicht entgehen lassen.
Hier noch ein Ausblick Richtung Lysefjord bevor wir uns nach einer guten Rastpause wieder auf den Weg zurück zu Karlson begeben.
Der Riss im Stein lässt die Frage aufkommen, wie lange der Preikestolen wohl noch so zu bestaunen ist. Aber angeblich haben die hier alles im Griff.
Was für eine Aussicht. Man kann sich gar nicht satt sehen. Aber es wird immer voller. So machen wir uns auf den Weg nach unten.
Auf einmal wehte ein Lüftchen als wir um die Ecke bogen und in der Ferne konnte man tiefhängende Wolken erkennen. Trotzdem konnte man nochmal toll den Wasserfall am Hang gegenüber sehen.
Über diese tolle Konstruktion schleppt man sich am Abgrund entlang und hofft auf nicht allzu viel Gegenverkehr. Der wird immer stärker. Besonders lustig ist eigentlich die Prioritätensetzung bei der Erstellung solcher Weghilfen. Hier geht es ja vergleichsweise wenig nach unten. Direkt am Preikestolen muss man auf einem doch eher schmalen Grad am 605m hohen Abgrund ohne Sicherung klarkommen.
Die weite steinige Ebene, die uns auf dem Hinweg so glücklich machte, weil sie das Ende des Aufstiegs ankündigte, lag nun auf einmal mitten in den Wolken. Die Schutzhütte ist kaum noch zu erkennen. Aber irgendwie hat das ja auch was.
Es ist unglaublich, wie anstrengend selbst bergab sein kann. Die vielen Stufen in unterschiedlichen Höhen und Abständen lassen die Knie und Oberschenkel ganz schön qualmen.
Bevor wir uns auf den finalen Abstieg vorbereiten, haben wir noch einmal einen tollen Ausblick über die Schären bis zur Stadt Stavanger.
13:02 Jule und Flo haben es tatsächlich geschafft. Das iPhone sagt, dass wir das heut geleistet haben. Ganz schön cool. Wir sind sehr stolz auf uns 🙂
Einen kleinen Schock bekamen wir aber noch, als wir den Parkplatz erreichten. Wir hatten wohl in der ganzen Aufregung vergessen, Karlsons Licht auszumachen. Aber er ist trotzdem gleich gestartet. Glück gehabt.
Mit frischen Tshirts und bequemen Schuhen machten wir uns dann gleich auf Richtung Oslo.
Bis Røldal sind wir heut gekommen, dann überkam uns der Bolognese-Hunger.