Heute ist es soweit. Vier Tage Antlantiküberquerung liegen hinter uns. Auch wenn die Zeit durch diverse Aktivitäten an Bord eigentlich schnell vergangen ist, ist es dann doch schön mal wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Es ist unser erster Stop auf der anderen Seite des Atlantiks. Eigentlich ist es sogar das erste Mal für uns alle auf dieser Seite des Globus. Wir lassen den kleinen Abstecher nach New York 2008 mal unbeachtet.

Der Landgang beginnt heute erst um 10:00 Uhr, was bedeutet, dass wir erst um 9:00 Uhr in den Hafen einlaufen und dort fest machen (wie wir Nautiker sagen) – das wiederum heißt, der Morgen ist ganz entspannt. Mittlerweile sind wir gut in der Zeitzone angekommen, es wachen also alle ganz entspannt auf – mit genügend Zeit zum Frühstück bevor es dann an Land geht.

Schon seit mehreren Tagen wird man auf dem Schiff auf Südamerika eingeschworen. Ständig wird betont, dass man keine europäischen Standards erwarten dürfe, und am besten alles Wertvolle in der Kabine auf dem Schiff belassen soll – als wäre der Raub an der nächsten Straßenecke schon geplant. Eigentlich denken wir nicht, dass es auf einer Weltreise das typische AIDA Klientel gibt, welches überrascht ist von den Zuständen vor Ort. Aber fangen wir mal bei letzter Nacht an.

Da wurde nämlich begonnen, das Schiff auf Brasilien vorzubereiten. Während wir schon seit Hamburg damit beschäftigt sind die AIDAsol von außen für Neuseeland vorzubereiten – sind hier viele Anpassungen von Innen nötig. Brasilien hat ein sehr strenges Gesundheitsamt, welches auf allen Kreuzfahrtschiffen zusteigt um die hygienischen Bedingungen zu kontrollieren. Das bedeutet, dass es keine Dekorationen mehr im Buffet geben darf, dass es keine Besteckständer auf den Tischen geben darf, und dass an sämtlichen Türen im Schiff Desinfektionsmittelspender stehen müssen. Dazu kommen extra Beamte an Bord, und gehen das Schiff von oben bis unten ab um alles zu kontrollieren. Während wir noch darüber nachdenken, sehen wir auf unserem Ausflug durch die Stadt wie an einer Straßenecke ein gerupftes Huhn auf den Grill geschmissen wird, und jeder mal den Gargrad mit den Händen kontrolliert, ohne das auch nur eine Wasserquelle in der Nähe wäre. Aber nun ja..

Aber von vorne. Wir haben stark mit uns gehadert, ob wir uns außerhalb der Stadt eine Schildkrötenstation anschauen oder die Stadt bewundern. Salvador war übrigens die erste Hauptstadt von Brasilien und ist die Hochburg afrikanischer Kultur im Land.

Am Ende entschieden wir uns aber dafür die Stadt zu erkunden. Einen Ausflug dafür hatten wir, wie auch an allen anderen Stops, nicht gebucht. Gestern haben wir noch einen Guide per Mail angefragt, dieser hat so spontan aber keine Zeit mehr gehabt.

Also machen wir uns so auf den Weg vom Schiff. In der kurzen Schlange zum Aussteigen hört man wieder Gespräche von Mitreisenden darüber, dass sie irgendwelche Ringe lieber auf dem Schiff lassen. 

Begrüßt werden wir dann auf typisch brasilianische Weise, durch eine Samba-Trommelgruppe welche uns den Rhythmus der Stadt schon beim Aussteigen zeigt.

Nachdem wir das Hafenterminal durchlaufen haben, werden wir von hunderten Touranbietern und Taxifahrern begrüßt die sich alle darum reißen ein paar Passagiere einzusammeln. Das ist alles erstmal etwas viel für uns, sodass wir uns zunächst durch die Masse durchschlängeln und erstmal durchatmen können. Dann kommt ein kleiner, älterer Mann mit Hut auf uns zu, und hält uns seine laminierte Tour durch Salvador vor die Nase. In den paar Worten englisch die er kann, deutet er immer abwechselnd auf die Karte und sein Taxi. Das überzeugt uns am Ende, und wir lassen uns mal überraschen was dieses Abenteuer für uns bereit hält. 

Nachdem wir uns alle platziert hatten ging die wilde Fahrt zum ersten Ziel auch direkt los. Nach wenigen Minuten erreichten wir das Fort der Stadt. Wir haben sofort einen Eindruck in das südamerikanische Flair erhalten. Nicht nur wegen der Kokospalmen, sondern auch wegen dem Verkehr und der Fahrweise aller Verkehrsteilnehmer. Die Hupe ist hier quasi im Dauerbetrieb. 

Aber zurück zum Fort. Dieses liegt direkt an einem Strand. Der Taxifahrer, dessen Name uns leider entfallen ist, parkte im Halteverbot aber hat nur nett darauf hingewiesen das wir ja gleich wieder weg sind. Er machte also kurz Pause, während wir bei 700% Luftfeuchtigkeit und 28 Grad das Fort bestiegen. Ein netter Herr gab uns noch kostenfreie Eintrittskarten, sodass wir uns kurz umschauen konnten. Ein kleiner Mitreisender hat sich besonders über die Kanonen auf dem Fort gefreut.

Die Fahrt ging weiter durch die Fußgängerzone zum nächsten Fort am anderen Ende des Strandes. Entlang der Gassen und in den Nebenstraßen konnte man viele kleine bunte Häuser zwischen den Hochhäusern sehen. Auch die Natur hat sich an einigen Stellen in den Gebäuden ausgebreitet.

Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Wahrzeichen des Ortes, dem Leuchtturm. Aus dem Weg hier hin überholten wir bereits einige AIDA Busse, was uns zwar zeigte, dass wir auf dem richtigen Weg sind – aber eben auch ein Zeichen dafür war, dass wir nicht die einzigen am Turm sein werden. Das positive war allerdings, dass wir deutlich schneller unterwegs waren als die Busse, und so kamen wir noch vor den Menschenmassen an. Es war noch so früh, dass die ganzen Straßenhändler noch dabei waren ihre Stände aufzubauen – und so wurde einem noch nicht versucht ständig irgendwas anzudrehen. Insgesamt war das Verkaufen der fliegenden Händler weit weniger nervig als befürchtet. Man wurde eigentlich nicht ständig angesprochen, sondern die Verkäufer wurden nur dann aktiv, wenn man selbst auf den Stand zu ging. Natürlich gab es davon auch einige Ausnahmen, aber zu keinem Zeitpunkt unangenehm aufdringlich.

Mittlerweile klart auch der Himmel auf, und die Sonne bekommt immer mehr Kraft. Das ist vor allem für die bis hier hin noch extreme Luftfeuchtigkeit sehr vorteilhaft, diese verschwindet nämlich langsam.

Hier am Leuchtturm fallen uns auch zum ersten Mal die bunten Bänder auf, die es hier an jeder Ecke gibt, und die im Grunde alle Sehenswürdigkeiten verzieren. Es handelt sich um Bonfim Glücksbänder, die je nach Farbe für etwas anderes gut sein sollen. So stehen zum Beispiel grüne Bänder für Gesundheit, und türkise für die Liebe. Man darf diese Bänder nicht abschneiden, weil sich der Wunsch sonst nicht erfüllt. Das hat zur Folge, dass es an einigen Stellen in der Stadt eben so aussieht:

Nach dem wir am Wahrzeichen ein bisschen umher spaziert sind, führt uns unser Weg das erste mal in die Innenstadt. Hier sehen wir auch zum ersten Mal die ärmeren Gegenden der Stadt. Das wir bisher in der wohlhabenderen Ecke unterwegs waren, hat man vor allem daran erkennen können, dass vor fast jeder Tür schwer bewaffnete Sicherheitskräfte den Einlass kontrollierten.

Unser nächstes Ziel war das örtliche Fußballstadion, was mitten in der Innenstadt liegt. Vor dem Stadion erstreckt sich ein schöner See, auf dem mehrere Skulpturen von Tänzerinnen stehen. Hier hätte man sicher einige Stunden verbringen können, dafür fehlte uns bei unserem Landgang allerdings die Zeit.

Vor dem Stadion angekommen zeigt uns unser Fahrer einen kleinen Weg zu einer Platform über dem See, von der man eine tolle Sicht auf die Umgebung hatte. Die Konstruktion an sich ist allerdings etwas fragwürdig, aber der Weg ins Wasser ist nicht besonders weit, und so würde man wohl maximal nasse Füße bekommen wenn die morschen Holzbalken nachgeben.

Salvador ist geographisch in zwei Ebenen unterteilt: die Oberstadt (Cidade Alta) und die Unterstadt (Cidade Baixa). Dieser Höhenunterschied wird durch eine steile Klippe markiert, die die Ober- und die Unterstadt trennt. Traditionell war die Oberstadt das politische und religiöse Zentrum, in dem sich historische Gebäude und die prachtvollen Kolonialkirchen befinden. Die Unterstadt hingegen war der Hafenbereich, wo Handel und das tägliche Leben der einfachen Leute stattfanden. Und genau zu diesen Gebäuden der Altstadt führt uns der nächste Stop auf unserer Tour. Wir fahren nun zum ersten Mal in die Oberstadt.

Das wie im historischen Zentrum angekommen sind erkennen wir schon während der Fahrt an den prachtvollen alten Gebäuden. Diese werden umso näher wir unserem Ziel kommen, immer farbenfroher. Angekommen auf einem der drei Plätze im Stadtzentrum sind wir auf einmal mitten im Leben der Stadt.

Hier haben wir eine ganze Weile Zeit um die Altstadt auf eigene Faust zu erkunden. Unser Taxifahrer erzählt uns nur, dass er hier nicht parken darf, und deshalb immer wieder umher fährt und wir uns nicht wundern sollen. Wir haben aber auch nichts zu befürchten, denn bezahlt werden wollte er erst am Ende.

Man sagt über Salvador, dass es hier genug Kirchen gibt um jeden Tag des Jahres eine andere zu besuchen. Diesen Eindruck haben wir auch bekommen. Dabei ist eine Kirche noch prunkvoller als die andere. Gerade in Anbetracht der Umgebung wirkt es fast absurd, wie viel Gold in den ganzen Kirchen verbaut wurde.

Nach einem schönen Spaziergang setzen wir uns wieder ins Taxi um weiter zu fahren. Unser Fahrer fragt uns noch kurz, ob wir einen bestimmten Platz gesehen haben. Als wir das verneinten, fängt er an zu lachen und sagt „na dann fahren wir da jetzt hin“. Also geht es mit dem Taxi in die Fußgängerzone vorbei an der Polizei – die genau das eigentlich verhindern soll um ein paar Ecken, h schon sind wir da. Hier bekommen wir also noch Mal die Gelegenheit um auszusteigen, und ein paar Fotos zu machen.

Im Grunde könnte man sich hier in der Oberstadt mehrere Tage aufhalten, und würde überall immer wieder tolle Ecken entdecken, die es sich lohnen würde zu erkunden. Das ist dann aber der Nachteil an einer Kreuzfahrt, man bekommt eben immer nur einen Einblick in die Ziele. Für uns endet deshalb nun der Besuch der Oberstadt.

Vorhin haben wir noch ganz frech behauptet, der Leuchtturm an der Küste wäre das Wahrzeichen der Stadt. Eigentlich ist es aber ein Fahrstuhl. Wie vorhin schon geschrieben, teilt sich die Stadt ja in einem oberen und unteren Teil. Um diesen Höhenunterschied zu überwinden gibt es – neben drei Straßen – vier Möglichkeiten. Drei Zahnradbahnen und einen Fahrstuhl, den berühmten Elevador Lacerda. Dieser ist im Moment aber leider kaputt, sodass wir nicht mit ihm fahren können.

Unser letztes Ziel ist nun noch eine der bedeutendsten Kirchen in der Region, die allerdings ein ganzes Stück außerhalb der Stadt liegt. Gute 20 Minuten sind wir unterwegs. Das ist gar nicht schlimm, denn so sieht man auch Teile der Stadt, durch die Touristen sonst wohl eher selten fahren. Wenn eben auch nur aus dem Taxi. Auch die berühmten Fahnen über den Straßen – für die Salvador ebenfalls bekannt ist – sehen wir nun zum ersten Mal.

Die Strecke reicht auf jeden Fall für Theo um einzuschlafen. Für ihn fällt der kurze Besuch der Kirche nun also aus. Deshalb mache ich mich mit Lotti allein auf den Weg, die Stufen zur Nosso Senhor do Bonfim. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick auf die ganze Stadt und den Hafen, denn die Kirche überragt alles – selbst die Oberstadt.

Das war dann der letzte Stop für heute in Salvador. Nun machen wir uns auf den Weg zurück zum Schiff. Am Ende hat die Tour dann knappe 3 1/2 Stunden gedauert, und wir haben den Eindruck eine Menge gesehen zu haben. Am Ende liefert uns unser Taxifahrer direkt vor dem Schiff ab, und versucht dann nicht noch ein mal zu Verhandeln. Sondern verabschiedet sich nett, und wartet mit dem Taxi noch bis wir gut im Hafengebäude gelandet sind. Winkend fährt er davon..

Obwohl der Landausflug beendet ist, ist der Tag natürlich noch nicht vorbei. Genauso sieht es auch mit dem Wetter aus. Es ist immer noch schön warm und sonnig, und weil das Schiff noch immer relativ leer ist, ist es die perfekte Gelegenheit mal die Pools auf dem Sonnendeck zu erforschen. An jedem Pool stehen Schwimmwesten für Kinder in ausreichender Anzahl bereit, und so geht es für die beiden zum ersten Mal in den ‚Tiefen‘ Pool. Natürlich zusammen mit Jule. Immer mehr Kinder trudeln ein, und so ist das Pooldeck irgendwann fest in der Hand der Kids Club Besatzung. Das gilt auch für einen der Whirlpools, in dem sich zwischenzeitlich sicherlich um die 10 Kinder tummeln.

Zum Sail-Away begeben wir uns heute auch alle vier auf die oberen Decks, und werfen noch ein paar letzte Blicke im Sonnenuntergang auf Salvador.

Unser Tag endet damit aber noch nicht. Heute steht wieder Clubbie Disko auf dem Programm. Heute hat sich sogar ein ganz besonderer Gast mit angekündigt.

Und so tanzen sich Lotti und Theo gemeinsam mit Dodo noch die letzte Energie aus den Beinen, bevor wir dann alle irgendwann ziemlich erschöpft ins Bett fallen. Da ist der Ausblick auf einen Seetag morgen, nicht der schlechteste.