Wir wachen heute mit einem der grandiosesten Ausblicke überhaupt auf. Aus dem Fenster sehen wir ganz nah hohe Schneebedeckte Berge. Nach dem Zwischenstop in Punta Arenas geht heute nämlich die Gletscherpassage weiter. Ziel sind die Amalia Gletscher 1 und 2 oder auch Nord und Süd. 

Gegen 10 Uhr nähern wir uns Amalia Nord. Sehen können wir ihn vom Balkon aus noch nicht aber erahnen. Im Wasser treiben nämlich schon jede Menge Eisberge. Da wird es Zeit vom Kapitän in die Eisschollen-Lehre eingeführt zu werden. Diese werden nämlich nach ihrer Größe unterschieden. Hier schwimmen vor allem die zwei kleinsten Eisbergkategorien – die Schollen und Growler. Diese Stellen für unser Schiff ohne jegliche Eisklasse kein Problem dar. Und so lotsen uns Kapitän und Lotse langsam aber sicher so nah es eben geht direkt vor die Gletscherzunge. 

Beide Amaliagletscher sind Gehzeitengletscher, das bedeutet das sie ins Wasser kalben. Und auf einmal leitet der Kapitän die Wendung ein und wir schauen auf dieses massive Eis, welches tatsächlich bis ins Wasser reicht. Auf Bildern hat man das ja vorher schon einmal gesehen, aber wenn man dann tatsächlich davor schippert und die Growler immer mal wieder gegen die   Schiffswand. 

Damit alle Balkonbewohner dieses majestätischen Anblick genießen können, wird der Schiff 1,5 mal gedreht. Unser Glück denn wir sind zweimal dran. Das ganze Manövern dauert gut 45 Minuten, dann geht es weiter damit wir am Nachmittag so gegen 15:30/16:00 Amalia Süd nähern können.

Das Wetter ist ziemlich durchwachsen und ziemlich kalt. Wir hoffen, dass es bis zum Nachmittag noch etwas aufklart. Und dann ist es kurz nach 15 Uhr bereits soweit, es kommen uns die ersten Schollen und Growler entgegen. Wieder dauert es eine ganze Weile, bis wir wirklich Sichtkontakt zum Gletscher haben. Wir nähern uns jetzt noch ein bisschen langsamer als vorhin, da die Eisfläche tatsächlich etwas dichter ist und teilweise auch Bergy bits enthält. Aber wir sind ja hier in guten Händen und vertrauen einfach mal. 

Am Ende hat sich dieses Vertrauen auch abermals ausgezahlt und wir werden mit einem noch grandioseren Blick belohnt. Es kommt sogar hier und da die Sonne durch. Aber es ist definitiv Handschuhwetter an der  Kamera.

Bei der Ausfahrt wird nochmal so richtig klar, wie dicht das Eisfeld tatsächlich gewesen ist

Die Kinder sind ja beide etwas angeschlagen und beobachten das ganze größtenteils von drinnen. Da macht sich die Balkonkabine schon bezahlt, wenn beide fröhlich mit ihrem Lego hinter der Scheibe sitzen und bei fragen kurz anklopfen und wir da sind. 

Wir genießen jetzt den Rest des Abends und versuchen schnell wieder gesund zu werden. Morgen haben wir ja noch einen Seetag Zeit um uns auszuruhen. Auch wartet dann das letzte Gletscher Highlight auf uns.

Tag 31

Heute war ein unvergesslicher Tag auf unserer Weltreise. Am Morgen kündigte der Kapitän an, dass wir den beeindruckenden Pio XI Gletscher besuchen würden – den größten Gletscher Südamerikas und ein echtes Naturwunder. Die Vorfreude war groß, auch wenn Lotti und Theo den Moment verschliefen und sich in der Kabine ausruhten.

Der Pio XI, auch als Brüggen-Gletscher bekannt, erstreckt sich über eine Länge von etwa 64 Kilometern und ist mit seinen 1.265 Quadratkilometern Fläche schlicht überwältigend. Besonders faszinierend ist, dass er als einer der wenigen Gletscher weltweit wächst, obwohl Gletscher andernorts meist schrumpfen.

Unser Schiff wagte sich so nah heran, wie es der Tiefgang und die fehlende Eisklasse erlaubten. Die Kulisse war atemberaubend: Vor uns türmte sich die schimmernde Gletscherfront in Weiß- und Blautönen auf, während Eisbrocken majestätisch im Wasser trieben. Der Kapitän ließ das Schiff in einer 360-Grad-Drehung rotieren, sodass jeder Gast den Gletscher in voller Pracht sehen konnte. Wir standen auf unserem Balkon, eingehüllt in warme Jacken, und genossen die einzigartige Aussicht – ein stiller, mächtiger Moment.

Die Geschichte des Gletschers ist ebenso beeindruckend wie seine Erscheinung. Benannt nach Papst Pius XI, ist er Teil des südpatagonischen Inlandeises, einer der größten Eismassen außerhalb der Polarregionen. Seine Gletscherzunge kalbt riesige Eisberge in den Fjord Eyre, was ihm eine dynamische, lebendige Wirkung verleiht.

Dieser Augenblick, das Geräusch der knackenden Eisberge und die Stille, die darauf folgte, wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Vielleicht werden Lotti und Theo beim nächsten Halt wach, aber dieser Gletschermoment gehört uns.