Flåmbana
Heute stand eine Attraktion auf der “To do”-Liste, die dort schon seit zuhause steht. Eine der wenigen Sachen, die schon im Vorfeld der Reise feststanden. Wir fahren mit dem Zug von Flåm, wo wir ja auch schon gestern waren, nach Myrdal und zurück. Laut Reiseführer und der Internetseite der Bahnlinie handelt es sich dabei um eine der schönsten der Welt. Kam uns direkt bekannt vor, der Kuranda Express behauptet da Ähnliches. Während die Strecke in Australien allerdings schon seit den 1890er Jahren fertig war, hat es bei den Norwegern bis in die 1940er Jahre gedauert. Mit Teils sehr abenteuerlichen Werkzeugen haben sie die gut 20 Kilometer lange Strecke in den Felsen gemeißelt. Nur vier Jahre später, 1944 wurde sie als eine der ersten Strecken Norwegens vollständig elektrifiziert. Nebenbei handelt es sich übrigens auch um die Steilste Zugstrecke Nordeuropas.
Der Bahnsteig der Flåmbana, wie die Strecke auf norwegisch heißt, befindet sich direkt in der Innenstadt von Flåm. Innenstadt ist dabei schon viel gesagt, die Stadt besteht im Grunde nur aus dem Bahnhof und den umliegenden Souvenirshops und Hotels.
Es würde dem Charme der Strecke irgendwie mehr entsprechen, die Berge in einer alten Dampflok hinaufzufahren, trotzdem haben die E-Loks natürlich den Vorteil, dass man die Fenster auch in den zahlreichen Tunneln geöffnet lassen kann.
Als erstes führt die Strecke durch den alten Teil von Flåm. Ein sehr beschauliches Dörfchen umgeben von hohen Bergen. Das einzige Anzeichen von Leben ist der Fluss, der durch den Ortskern fließt.
Genau diesem Fluss folgt die Zugstrecke auf dem Weg nach oben. Insgesamt kreuzt man den Fluss dabei 4 mal, man wechselt also regelmäßig die Seiten. Während der Zug 18 Meter nach vorn fährt, legt er dabei auch einen Höhenmeter zurück. Insgesamt also eine ziemlich steile Angelegenheit. Auf der gesamten Strecke arbeitet sich der Zug von 2m auf 866m nach oben. Auf der Hinfahrt, also den Weg nach oben, merken wir davon eigentlich kaum etwas, nur auf dem Weg zurück fällt auf, dass die Loks immer wieder stark bremsen müssen.
Einen Stopp macht der Zug auch noch an einem Wasserfall. Interessanterweise wurde hier schon sehr früh ein Wasserkraftwerk errichtet, was dann dazu genutzt wurde, die Energie zum Betreiben der Zugstrecke zu gewinnen.
Nebenbei ranken sich um das Tal, durch das der Zug fährt auch viele Sagen. Immer wieder behaupten Touristen und Wanderer, Gestalten gesehen zu haben. Bei einer dieser Gestalten handelt es sich um eine schöne blonde Frau, die mit ihren betörenden Gesängen versucht, die Menschen in den Berg zu sich zu locken. Und was sollen wir sagen, wir hatten Glück. Auch wir haben Huldra gesehen und sie sogar singen gehört. In den Berg sind wir ihr trotzdem nicht gefolgt. Aber seht selbst:
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Vielleicht bemerkt ihr ja den kleinen aber feinen Unterschied von Video und Bild vom Wasserfall. Richtig die Horde asiatischer Mitfahrer. Wir hatten das Glück, direkt in dem Wagon zu sitzen, der perfekt vor dem Wasserfall parkt. So konnten wir ein Bild machen bevor die anderen sich um die besten Plätze prügelten. Das war ein sehr amüsantes Schauspiel.
Nach dem Wasserfall schlängelt sich die Zugstrecke die letzten Kilometer den Berg hinauf, vorbei an einer Landschaft, die man sich wohl genau so vorstellen würde, wenn man an Norwegen denkt.
Aussichtspunkt
Als wir wieder in Flåm ankommen, ist es ja gerade mal 13:15. Irgendwie zu spät um weiter zu fahren, aber zu früh um sich in Karlson einen ruhigen Nachmittag zu machen. Daher entscheiden wir noch, zu einem Aussichtspunkt ganz in der Nähe zu fahren. Die Touristeninformation bietet auch Bustouren dorthin für mehrere Hundertkronen an. Aber wir dachten uns, wenn ein Bus das schafft, dann Karlson ja schon lange. Also “Stegastein” an der Landschaftsroute Aurlandsfjellet. Wie sich herausstellt, scheint dies die alte Straße zu sein, die durch den langen Tunnel von gestern ersetzt wurde. Auf dem Weg nach oben passierten wir auch einige Wolken. Wir dachten schon, dass wir oben nichts zu gucken haben. Hier oben am Ende einer eher einspurigen Straße mit nicht enden wollenden Serpentinen taucht ein architektonisches Aussichtsplateau auf.
Auch wenn das Ganze ja schon etwas zu modern anmutet, passt es doch dahin. So unauffällig fügt es sich in die Landschaft ein, dass man es nichtmal von unten sieht. Nichts desto trotz bietet sich von hier in 650m Höhe über dem Aurlandsfjord ein atemberaubendes Panorama. Immer wieder ziehen kleine zarte Wolken die Fjordhänge hinauf.
Auf etwa halbem Weg nach unten hielten wir nochmal an einem kleinen Haltepunkt und genossen die Aussicht mit etwas weniger anderen Touristen.
Flåm
Bevor wir uns und Karlson für den Tag zur Ruhe setzten, fuhren wir nochmal Richtung Flåms alten Ortskern. Auf dem Weg dahin guckten wir nicht schlecht, als dieses süße kleine wollige Etwas vor uns auf der Straße stand. Alle erwachsenen Tiere standen artig hinter dem Zaun, nur zwei kleine waren ausgebüxt und futterten exklusives Straßenrandgras.
Der Campingplatz hier in Flåm ist halb Jugendherberge halb Camping und mittendrin steht ein Häuschen mit den Toiletten und der Küche. Davor gibt es eine Wiese mit jeder Menge Apfelbäume. Am anderen Ende unseres Stellplatzes befindet sich die bereits geschlossene Zeltwiese, auf der jetzt Schäfchen grasen.
Karlson haben wir auf einem der vielen Plateaus geparkt und es uns gemütlich gemacht. Nachher noch die Standheizung an, damit wir nicht frieren (angesagt sind 6 Grad für die Nacht) und dann geht es morgen auf zu neuen Abenteuern.
Und ja: unsere Markise ist mit Absicht so schief, damit der Regen abläuft 😉