Heute bricht er an, der 86. Tag unserer Reise. Es heißt zum zweiten Mal: Abschied. Die 12 Wochen die wir unterwegs waren, sind im Grunde ähnlich schnell vergangen, wie ein normaler zweiwöchiger Urlaub.
Nachdem wir gestern eigentlich schon alles gepackt haben, muss heute noch alles verstaut werden, was wir noch genutzt haben. Obwohl wir einen riesigen Koffer dazu gekauft haben, platzen all unsere Gepäckstücke aus allen Nähten. Es wird auch das erste Mal, dass dieser zusätzliche Koffer auch noch mit ins Auto muss. Dieses Mal muss also auch der Beifahrersitz als Gepäckabgabe herhalten, und Jule muss irgendwie hinten zwischen die zwei Kindersitze passen.
So eingeladen führt uns unser erster Weg direkt zum Flughafen. Wir wollen unsere Koffer loswerden, und zwar eigentlich alle. Als wir im internationalen Terminal in Brisbane ankommen, gibt es aber auch schnell Ernüchterung. Während andere Airlines das Koffer abgeben schon einen Tag vorher erlauben, macht Qatar das erst 4 Stunden vor Abflug. Die zweite Option sollen Schließfächer sein, in denen man sein Gepäck zwischen lagern kann. Diese sind aber leider ebenfalls außer Betrieb. Das heißt also, unsere Koffer werden uns heute den letzten Tag in Australien begleiten.

Was uns ebenfalls begleitet, ist eine unbeschreibliche Hitze. Schon morgens um 11 Uhr zeigt das Thermometer im Auto 37 Grad an. Leider ist die Wärme hier nicht mehr so angenehm, wie sie noch in der Nähe von Sydney war, sondern es ist relativ schwül. Man kann also im Grunde nichts draußen machen. Aus diesem Grund entscheiden wir uns für einen Besuch der Titanicausstellung in der Innenstadt. Lotti und Theo sind ja immer noch begeistert von der Geschichte der Titanic, und hören regelmäßig das Hörspiel in dem das Unglück kindgerecht erklärt wird. Entdeckt hatten wir die Ausstellung bei unserem Spaziergang durch die Stadt vor ein paar Tagen.
Da haben wir ebenfalls direkt in der Nähe eine Parkhauszufahrt entdeckt. Genau hier wollen wir jetzt auch hin, um unser Auto abzustellen. Das stellt sich als sehr abenteuerlich raus. Sowohl das Parkhaus selbst, welches aus endlosen Ebenen immer tiefer unter der Erde besteht, als auch der Weg nach draußen, der einen durch verlassene Hotelflure und diverse Sackgassen führt, bevor man endlich ans Tageslicht kommt. Das finden beide Kinder wenig amüsant, aber wir schaffen es dann doch, bevor die Situation zu ernst wird.
Nach einem kurzen Mittagssnack bei der goldenen Möwe machen wir uns nun also auf ins Museum. Hier gibt verschiedene geborgene Gegenständer der Titanic zu sehen. Außerdem sind ein paar Kabinen der einzelnen Klassen aufgebaut. Manches wird von Lotti und Theo sehr genau betrachtet und untersucht, anderes wird einfach links liegen gelassen. Trotzdem war es ein guter, klimatisierter Zeitvertreib.
Irgendwie finden wir dann auch den verworrenen Weg zurück ins Parkhaus zu unserem Auto, und schaffen es auch am letzten Tag ohne Kratzer durch die enge Ausfahrt. Unser nächstes Ziel für den heutigen Tag hat – zumindest entfernt – wieder ein bisschen mit Bluey zu tun. In einer der spannendsten Folgen macht ein Teil der Familie einen unfreiwilligen Ausflug auf einen Aussichtspunkt in der Nähe von Brisbane, von dem aus man einen wunderbaren Blick auf die ganze Stadt hat. Und genau da wollen wir nun auch hin. Wir sind richtig froh, als Theo auf dem Weg dort hin noch Mal die Augen für ein paar Minuten schließt, schließlich haben wir heute noch einiges vor uns. Oben auf dem Aussichtspunkt angekommen hören wir zum ersten Mal den Kühler unseres Autos, dass sich so voll beladen offensichtlich stark anstrengen musste um den Berg zu erklimmen. Hier oben gibt es nicht nur das berühmte Fernglas aus der Kinderserie, sondern ebenfalls ein kleines Bistro mit Eis. Das kommt uns natürlich sehr gelegen.




Hier oben ist es fast unerträglich heiß. Trotz des Eis und der kühlen Getränke, müssen wir uns irgendwann auf den Weg machen. Wir haben heute auch nicht die Ruhe, uns irgendwo gemütlich hinzusetzen, auch wenn wir eigentlich alle Zeit dafür hätten. Über allem schwebt dann aber doch diese Aufregung vor dem Rückflug. Dabei geht es gar nicht so sehr um das Fliegen an sich, sondern die Gedanken darüber, wie die Kinder das alles Meistern würden. Wir wissen ja noch nicht, dass all diese sorgen völliger quatsch sind.
Unser nächstes Ziel ist ein Wasserspielplatz ein paar Minuten vor der Stadt. Wir wollen, dass Lotti und Theo sich hier noch Mal richtig austoben, und die gesamte Energie für den Tag loswerden, bevor wir das alles am Ende am Flughafen erledigen müssen. Als wir beim Spielplatz ankommen und die erste Tür öffnen, hören wir aber etwas, was in mehrerlei Hinsicht problematisch für den weiteren Tagesverlauf sein kann: Gewitter. Es fängt auf einmal an mit dicken Tropfen zu regnen, und wird von Blitzen und Donner begleitet. Die Idee mit dem Wasserspielplatz hat sich damit unmittelbar erledigt. Jule und ich geben uns mühe, vor den Kindern zu verheimlichen was so ein Gewitter für einen Flug bedeuten kann.
Uns bleibt also eigentlich nichts mehr übrig, als jetzt den letzten Weg dieser Reise auf australischen Boden anzutreten und uns auf den Weg zum Flughafen zu machen. Auf dem Weg dort hin, stoppen wir noch ein letztes Mal an einem Supermarkt, um eine letzte australische Packung Käsebrötchen zu kaufen und landen dann am internationalen Terminal des Flughafens in Brisbane.

Ich gebe Lotti, Theo und Jule am Flughafen ab, und mache mich dann schnell noch auf den Weg um unser Auto abzugeben. Die Rückgabestation ist nur ein paar Minuten vom Flughafen entfernt. Bei der Rückgabe gibt es keine Probleme – trotz unseres kleinen Steinschlages den wir der Windschutzscheibe (unschuldig) hinzugefügt haben. Insgesamt sind wir 3020 Kilometer mit unserem blauen Flitzer gefahren. Auch wenn ich auf ein anderes Modell gehofft hatte, war es ja doch ein teuer Begleiter. Zu meinem Glück kommt auch gerade der Shuttle Bus an, der mich direkt wieder zurück zum Flughafen nimmt.
Hier verbringen wir nun den Nachmittag. Wir geben unsere Koffer ab, passieren die Sicherheitsschleusen, reisen offiziell beim australischen Zoll aus und essen noch eine Kleinigkeit. Den Abend verbringen wir am Vorfeld. Lotti und Theo beobachten jede kleine Bewegung von den ganzen verschiedenen Fahrzeugen ganz genau. Sie stellen so viele Fragen, dass die Zeit eigentlich doch relativ schnell vergeht.
Irgendwann ist sie also geschafft, die Wartezeit. Es ist 21 Uhr, und wir können endlich ins Flugzeug einsteigen. Lotti und Theo sind beide so aufgeregt, dass sie gar nicht mehr merken wie spät es schon ist – beide sind immer noch munter. Beide verlassen Australien mit einem Sprung vom australischen Boden ins Flugzeug. Wir schaffen es schnell zu unseren Sitzplätzen in der Reihe 34, und haben ein Glück auch noch genug Platz um unser ganzes Handgepäck zu verstauen. Die restliche Zeit bis zum Start vergeht dann auch wie im Fluge. Pünktlich um 21:55 Uhr verlassen wir unser Gate und rollen zur Startbahn, und ohne große Pause geht es auch sofort los.

Direkt nach dem Start werden wir gefragt ob wir jetzt schon das Kindermenü haben wollen. Obwohl wir gerade am Flughafen noch etwas gegessen haben, sind beide offensichtlich sehr hungrig und verlangen sofort ihr Essen. Auch wenn die Nudeln nicht besonders gut ankommen, wird wenigstens ein bisschen was probiert. Gegen Mitternacht legt sich dann die Aufregung, und beide schlafen endlich ein. Das machen sie dann auch für die nächsten 8 Stunden, und so meistern wir den Flug alle vier.

Der Flug verläuft ruhig, und die Kinder meistern ihn absolut bravurös. Das gilt auch für den kurzen Zwischenstop in Qatar, und den Flug nach Berlin. Der Teil, vor dem wir die ganzen drei Monate Angst hatten, war am Ende ganz entspannt. Es war ein wunderbares Abenteuer, bis ganz zum Schluss.
Nach einem kurzen Zwischenstopp beim Zoll an der deutschen Grenze, der suche nach einer Münze für einen Wagen am Flughafen und der fast einstündigen Taxifahrt vom Flughafen nach Dallgow, schließen wir die Tür auf, und sind auf einmal wieder: zuhause!
Fazit: Man kann einen Ozean überqueren, ohne sich zu verlieren. Man kann ein Schiff zu seinem Zuhause machen. Und man kann erleben, dass das größte Abenteuer nicht die Orte sind, die man besucht – sondern die Menschen, mit denen man reist.