Heute morgen begann unser Tag etwas früher als gewöhnlich, denn wir hatten heute einiges vor. Und so klingelt unser Wecker schon um kurz vor 6:00 Uhr. Als wir die Gardinen zu unserem Balkon öffneten, war sogar schon Land in Sicht und wir waren nur noch langsam Unterwegs. Bereits jetzt begrüßte uns das erste Tier, ein Seelöwe schwamm neben dem Schiff.

Für die Kinder ist das frühere Aufstehen heute gar kein Problem, denn unser Plan sieht einen Besuch bei der größten Magellan-Pinguinkollonie der Welt vor.

Auch wenn wir gar keinen Wellengang haben, sieht man an den Fahnen am Hafen schon wie sehr der Wind bläst. Unser Kapitän hat ordentlich zu tun unser Schiff langsam und vor allem sicher am Anleger fest zu machen. Beim vierten Versuch klappt es dann aber ein Glück – allerdings mit über einer Stunde Verspätung. Kurz darauf meldet er sich auch mit einer Durchsage und kündigt an, dass wir die fehlende Stunde nun Abends an die Liegezeit anhängen. Im Nebensatz erwähnt er auch, dass sie beim letzten Versuch anzulegen darüber diskutiert haben, den Hafen ausfallen zu lassen.

Wir machen uns dann direkt mit der Freigabe des Schiffes durch den Zoll auch  auf den Weg an Land. Unser kleiner Bus der uns heute zu den Pinguinen fährt wartet entsprechend schon auf uns. Den Ausflug heute haben wir wieder mit einigen anderen Familien zusammen privat organisiert. AIDA verlangt für den selben Ausflug mal eben das Dreifache.

Nachdem wir den windigen Weg über die lange Pier bis an Land geschafft haben, steigen wir also ein und es geht auch direkt los. Unsere kleine Gruppe von 20 Mitreisenden macht sich auf durch den Süden Argentiniens, durch Patagonien um Pinguine zu erforschen. Die Fahrt dort hin ist allerdings ein ganz schöner Ritt. 2 1/2 Stunden sind pro Richtung angesetzt. Da passt es ganz gut, dass wir auf beiden Fahrten noch einen Zwischenstopp einlegen.

Die Landschaft durch die wir fahren ist staubtrocken, es gibt eigentlich kaum grün – zumindest zum Beginn unserer Reise. Unsere heutige Reisebegleitung Mariana erklärt passend dazu auch, dass es hier im Grunde nichts gibt was wächst. Es regnet in diesem Teil Argentiniens so gut wie nie. Das Trinkwasser entnehmen die Bewohner dieser Region aus Flüssen, die weiter im Land ihren Ursprung haben. Bewohner ist aber auch viel gesagt, denn tatsächlich leben außerhalb der Hafenstadt Puerto Madryn kaum Menschen in dieser Gegend hier.

Wenn wir einen zusätzlichen Toilettenstop an einer Tankstelle mal außer acht lassen, dann halten wir schon früh an unserem Ziel auf der Hinreise. Entlang der heutigen Autobahn wurde vor einigen Jahren ein vollständiges Skelett eines Langhalsdinosauriers gefunden. Genau diesen Dino hat man hier nun aufgebaut – und wir werden ihn kurz besichtigen. Am Ende ist es kaum mehr als ein kurzer Fotostop; es gibt aber auch ehrlicher Weise nicht viel zu sehen. 

Während unserer Toilettenpause treffen wir ein deutsches Pärchen welches mit ihrem Auto aus Deutschland hier unterwegs ist. Sie haben ihre Reise gerade erst begonnen und fahren nun zunächst Richtung Süden nach Ushuaia. Vielleicht treffen wir uns dort ja nochmal, bevor die beiden dann ihre Reise über den gesamten Kontinent bis nach Alaska antreten. Viel Zeit für ein Gespräch darüber hinaus bleibt nicht, unsere Gruppe hat Zeitdruck. 

Kurz nachdem wir unsere Fahrt fortsetzen geht es in ein Tal hinab, und die Landschaft ändert dich plötzlich drastisch. Auf einmal ist es nun grün und wir sehen das ein oder andere Schaf auf den Feldern links und rechts von unserer Straße. Die restliche Fahrt verläuft dann ruhig, bis auf die letzten 20 Kilometer. Die bestehen nämlich nur noch aus Schotterstraße. Dieser Fakt wird später noch wichtig.

Spätestens als wir auf die Schotterstraße, und damit die Zufahrt zum Gelände auf dem die Pinguine leben, abbiegen, sehen wir auch immer mehr Tiere. Anfangs noch Kühe und Schafe, aber dann wird es doch etwas exotischer (zumindest für uns). Wir sehen viele patagonische Lamas (Guanakos), die neben der Straße ihrer Tagesbeschäftigung nachgehen und sich von den vorbeirauschenden Bussen nicht im geringsten stören lassen.

Irgendwann haben wir dann aber unser Ziel erreicht. Die Pinguinkolonie in Punta Tombo, ist eine der größten Brutstätten für Magellan-Pinguine weltweit. Jedes Jahr von September bis April versammeln sich hier Hunderttausende dieser Pinguine um ihre Nester zu bauen, Eier zu legen und ihre Küken aufzuziehen. Punta Tombo liegt etwa 200 Kilometer südlich von unserem Hafen, und bietet Besuchern die einzigartige Möglichkeit, die Pinguine aus nächster Nähe in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Die Magellan-Pinguine sind bekannt für ihr markantes schwarz-weißes Gefieder und ihre watschelnden Bewegungen, die sie besonders charmant machen. Wir können entlang der markierten Wege spazieren, während die Pinguine frei umherlaufen, oft ganz nah an uns. Am Anfang des Weges gibt es Schilder die einen dazu auffordern immer zwei Meter Abstand zu den Tieren einzuhalten. Das ist gar nicht so leicht, denn oft sind es die Pinguine die näher kommen. Wenn der Abstand dann aber zu sehr unterschritten wird, kommt ein Ranger und schiebt einen ein Stück weg. Den Menschen – den Besucher – nicht den Pinguin. Die Region ist auch ein Paradies für andere Wildtiere wie Seevögel, Guanacos und Seelöwen.

Und genau diese Guanacos sorgen noch für eine ganz spezielle Erfahrung für uns. Bei diesen Tieren handelt es sich um eine spezielle Art von Lamas. Man nennt sie wohl auch die patagonischen Lamas. Und die haben gerade Zeit für Nachwuchs. Und so sind wir dann auf einmal live bei einer Geburt eines Lamababys dabei. Ein Ranger ruft uns zu sich, und zeigt uns in einiger Entfernung ein Lama, bei dem man schon die Beine des Babys sehen kann.

1,5 Km schlenkert sich ein Holzbrettweg durch die Landschaft und gibt uns die Möglichkeit die Pinguine aus nächster Nähe in ihren Bruthöhlen zu beobachten. Mariana hatte im Bus bereits angekündigt das wohl die ersten Küken der Saison bereits geschlüpft sind. Tatsächlich bekommen wir auch zwei kleine Kükenschnäbel kurz zu Gesicht als sich der Elternpinguin anders hinsetzt. Dadurch das sie grad erst geschlüpft sind, laufen sie noch nicht umher und werden gut behütet. Unsere Kinder sind heute auch gut behütet und grad das große Kind erfreut sich der Teilnahme eines weiteren Mädchens mit dem sie quasi den kompletten Weg Hand in Hand zurücklegt. Dabei halten wir immer wieder Ausschau nach Küken. Besonders niedlich ist ein Pinguin der zum Wasser läuft und sich dabei exakt an den Schotterweg hält. kurzzeitig müssen auch alle Besucher stoppen, da ein weiterer Pinguin unseren Weg kreuzt. Und es ist strikte Parkregel, dass Pinguine immer! Vorfahrt haben. 

Das Ende des Weges bildet ein Aussichtspunkt oberhalb der Bucht mit einem tollen Blick auf den Pinguinstrand. Hier können wir beobachten, wie sie ins und aus dem Wasser kommen. Manche lassen sich direkt fallen und von den Wellen treiben. Die besonders coolen Pinguine laufen lässig in das Wasser und hüpfen durch die seichte Brandung. 

Es ist wirklich grandios! Diese unvergleichbare Natur, die Ruhe die nur ab und an durch das Gebrüll der Pinguine unterbrochen wird und die schiere Menge an Pinguinen alleine am Weg. Das Areal ist riesengroß und wir haben nur einen kleinen Teil davon zu Gesicht bekommen.

Auf dem Rückweg schauen wir nochmal bei dem Babylama vorbei und bekommen auch noch mit das in einem anderen Teil der Herde bereits das nächste Tier auf die Welt kommt. Wir fühlen uns wie in einer Tierdoku bei TerraX.

Am Ende bzw. auch dem Anfang des Weges gibt es ein kleines Bistro und einen Shop. Hier erwerben wir den heutigen Magneten und ein weiteres argentinisches Nationalgericht – das Choripan. Es ist ein Brötchen mit Chorizo und Chimichurri soße. Wir hatten vorsichtshalber nur eines gekauft, weil unsere Kinder ja nur noch Nudeln essen, aber das hat ihnen wirklich sehr gut geschmeckt. 

Erinnert ihr euch an die Schotterstraße? Ich erwähnte ja bereits, dass sie noch mal relevant wird. Wir machen uns nach Ablauf unserer 2,5 Stunden Freizeit auf dem Pinguingelände wieder auf den Weg Richtung Schiff. Wieder haben wir 2 1/2 Stunden Fahrt vor uns. Noch auf der Schotterstraße müssen wir aber auf einmal stoppen. Marianna springt aus dem Bus und läuft ein ganzes Stück zurück. Dort haben wir einen Bus überholt, dachten wir zumindest. Tatsächlich war es aber ein AIDA Bus der mit einer Reifenpanne am Straßenrand stand. Für uns heißt es nun Stapeln. Zwei der Fahrgäste steigen nun bei uns zu, und fahren mit uns zurück. Die anderen Ausflügler teilen sich auf andere Busse auf. Zeit für einen Reifenwechsel war nicht mehr, dann hätten die Gäste die Abfahrt unseres Schiffes verpasst und hätten wohl mit anderen Verkehrsmitteln weiterreisen müssen. Glück für die Leute die wir einsammeln, wo wir vorhin noch gelernt haben wie schlecht die Flugverbindungen innerhalb von Argentinien sind. Allerdings wurden wir dann wiederum von dem Ersatzbus angehalten, weil die AIDA-Leute ihre Gäste nun doch wiederhaben wollten. Marianna hat dann noch kurz berichtet das man hier in der Gegend immer anhält wenn jemand eine Panne hat, denn man weiß ja nie ob bzw. eher wann man selbst in diese Situation kommt.

Außerdem hatte ich vorhin ja auch bereits einen Stop für die Rückfahrt angekündigt. Auf Wunsch eines einzelnen Herren der hier auch ab und zu was schreibt, halten wir noch am Stadtschild, von dem man eine tolle Aussicht auf die – nun ja – Stadt hat. Und das Schiff sieht man natürlich auch. Wer genau hinschaut, erkennt es bestimmt sogar zwischen den Buchstaben.

Abgegeben werden wir dann direkt wieder am Hafen. Wir bummeln noch ein paar Minuten durch die Stadt, dann ist es doch tatsächlich schon Zeit zum Auslaufen. Also schnell zurück aufs Schiff.

Am Abend ist es dann wieder Zeit für die gute alte Clubbie Disko. Dieses Mal wird sie allerdings vom Kapitän unterbrochen. Unser Auslaufen wird von Delfinen begleitet. Dafür wird der Kindertanzspaß natürlich kurz pausiert, und alle nutzen den kurzen Weg zum Außendeck um zu Schauen. Und tatsächlich verfolgt uns eine kleine Schule Delfine, die in unserer Welle fröhlich aus dem Wasser springt. 

Heute Abend gibt es eine Show die die Crew organisiert hat. Eigentlich unter dem Motto „Crew meets Band“ gestartet, entwickelt sich die Show ganz schnell zu einem Tanzwettbewerb. Ein Team aus dem Housekeeping reißt direkt zu Beginn die Hütte ab, und legt einen epischen Tanz auf die Bühne. Darauf folgen diverse Sänger, darunter auch eine von den Erzieherinnen aus dem Kids Club. Ich habe es wohl schon öfter erwähnt, aber was die Crew hier für die Gäste leistet hat wirklich gar nichts mit einer normalen Kreuzfahrt zu tun. Jeder kennt jeden und man wird oft persönlich begrüßt. Nachdem Lotti ihr Essen nun oft allein holt, aber eben doch noch nicht überall ran kommt, ist sie bei allen Köchen bekannt. Sobald sie durch das Restaurant läuft schallt es aus allen Ecken „Hallo Lotti“. 

Außerdem fällt auf, dass die Crew hier auch irgendwie mehr darf. So steht eben auch mal die gesamte Bar-Mannschaft im Theater und jubelt dem Kolleg zu, der hier gerade Stimmungsmäßig alle Profi-Sänger alt aussehen lässt. Dann gibt es eben mal ein paar Minuten keine Getränke. Und das ist hier völlig okay, denn auch die Stimmung unter den Passagieren ist komplett anders, als man das von den normalen Reisen kennt. Es ist schwer zu beschreiben, aber es ist irgendwie besonders. Und das eben auch für die Crew, die dann eben nicht zum 40ten mal in diesem Jahr in Schottland einlaufen, sondern in Ushuaia. Ob man nach dieser Weltreise noch Mal eine normale Reise mit Aida machen kann, bleibt abzuwarten..

Wir haben jetzt zwei Seetage, die wir alle gut gebrauchen können.  Am Ende dieser zwei Tage kommen wir in Ushuaia an. Dem „Ende der Welt“ wie es dort heißt. Sozusagen der letzte Punkt Südamerikas vor dem Südpol. Der Kapitän hat für morgen schon eine spezielle Auskunft über die Seeverhältnisse am Kap Hoorn angekündigt. Schauen wir mal, was daraus wird..