Wo wir gestern bei schönem Sonnenschein bzw Mondschein eingeschlafen sind, wachen wir heute zum Klang der zerschellenden Tropfen auf dem Autodach auf. Es regnet. Nicht nur bei uns, sondern im ganzen Land. Ein Teil davon kommt übrigens aus Deutschland, Danke dafür!

Wir machen uns trotzdem auf den Weg weiter Richtung Süden. Unser heutiges Ziel ist der westlichste zu erreichende Punkt von Norwegen, das Westkap. Vor allem bei schönem Wetter soll man von dort eine super 360 Grad Aussicht haben. Bei schönem Wetter. Es regnet immer noch. Wir fahren trotzdem die einspurige Straße hoch, die sich um jeden Fels windet, der ihr im Weg lag. Ab und zu kommt einem auch mal jemand entgegen, dann wartet einer in den Haltebuchten, die ungefähr halb so groß sind wie Karlson. Auf der Straße nach oben überfährt man immer wieder Gitter, die Tiere am überqueren hindern sollen. Es kündigen sich also bereits Schafe an. Nicht nur die Gatter verraten sie, sondern auch die Kökelspuren, die sich am Fahrbahnrand hinwegziehen.

Lange dauert es auch nicht, bis wir die ersten Schäfchen auf der Straße stehen sehen. Kauend begutachten sie Karlson, und trotten schließlich langsam an die Seite. Nicht ohne einen grimmigen Blick lassen sie uns weiterfahren. Die Wogen lassen sich aber mit einem kleinen Gespräch unter Freunden schnell wieder glätten – aber seht selbst.

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Ganz nass sind sie, die Schafe. Und unser Auto, und bald auch wir. Denn: Es regnet immernoch.

Irgendwann ist es dann aber geschafft, wir sind oben angekommen. Vom Parkplatz sind es nur wenige Meter bis zum endgültigen Gipfel des Westkaps. Man steht nicht direkt am Wasser, also ist es nicht der wahre westlichste Punkt. Ein Verlassen des Wegesrandes wäre auch nicht möglich. Nicht nur wegen der Schafkökel, die überall zu häufe rumliegen, sondern weil gefühlt Windstärke 25 vorherrscht. Kaum haben wir das Auto verlassen waren wir bis auf die Knochen durchnässt und laufen ist im Grunde nur rückwärts möglich. Aber es stimmt: man hat eine beeindruckende Aussicht in alle Richtungen. Wir sehen heute Richtung Norden: Wolken; Westen: Wolken; Süden: Wolken und im Osten kann man etwas Wasser erahnen. Beeindruckend.

Nachdem wir uns an der Aussicht sattgesehen haben, machen wir uns auf den Weg bergab. Wir waren übrigens die einzigen auf dem Berg. An einer Baustelle auf der Straße nach oben hat uns der Bauarbeiter noch ungläubig gefragt, wo wir denn hinwollen. Wir hätten es ahnen sollen.

Fertig ist der Trip für heute aber auch nicht, als wir unten angekommen waren. Es geht für uns noch circa eine Stunde weiter nach Selje, wo es ein altes Kloster auf einer Insel gibt, was man sich per Boot super anschauen kann. Als wir in Selje ankommen, sehen wir auch das Boot. Es liegt dort im Hafen und schaukelt sanft im Takt der Wellen. Das macht es auch weiter, denn: Es fährt heute nicht mehr. Auch morgen fährt es nur einmal, und das ist so spät, dass es für uns nicht mehr infrage kommt.

Das Gute ist aber, es gibt in Selje wenigstens billiges Benzin und Waschmaschinen. Also nutzen wir den restlichen Tag in diesem bauschaulichen Örtchen, um Wäsche zu waschen. Auch gut. Morgen geht es dann weiter.

Übrigens: Es regnet immernoch.