Heute wachen wir zu Vogelgezwitscher und schon morgens sehr angenehmen Temperaturen auf. Nachdem es am gestrigen Abend irgendwo in der Nachbarschaft noch erstaunlich laute Geräusche gab, war die Nacht dann aber ein Glück stille. Das kleine Häuschen hat sich als echter Glücksgriff von Jule rausgestellt, auch wenn die Gegend hier eher nichts besonderes ist.
Unser Morgen beginnt mit Wäsche waschen, wie so oft in letzter Zeit. Aber wenn sich Temperaturen jenseits der 30 Grad ankündigen, wäre es ja quatsch diese Gelegenheit nicht zu nutzen. Außerdem müssen wir uns endlich keine Maschinen mehr mit 2500 anderen Gästen teilen und bereits vor Ablauf des Waschprogramms parat stehen. Nach dem Frühstück spielen Lotti und Theo noch im Wohnzimmer und bauen sich diverse Kletterparkoure auf, die hundertfach durchlaufen werden. Vielleicht ist es nur Einbildung, aber seit dem die Beiden keinerlei Bildschirmzeit mehr haben, spielen sie viel besser miteinander. Das letzte mal haben unsere technischen Geräte nämlich auf der Zugfahrt nach Hamburg funktioniert. Komisch.
Nachdem die Wäsche aufgehangen ist, wollen wir dann aber langsam zu unserem heutigen Tagesziel starten. Unser Plan ist es, in die Nähe von Newcastle zu fahren, wo eine der größten Sanddünen der Welt gibt. Genauer gesagt ist die Stockton Düne die größte durchgehende Wandersanddüne auf der südlichen Erdhalbkugel. Aus unserer Einöde ist das auch wieder gut eine Stunde Fahrt. Also Hörspiel an und los gehts.
15 Minuten vor Ankunft am vorgesehen Ziel sehen wir eines der braunen Touristenschilder mit der Aufschrift “Hai und Rochen Auffangstation”. Da unser großes kleines Kind eine kleine liebe für Rochen hat, biegen wir kurzerhand ab und fahren zuerst dorthin. Vom Parkplatz aus sieht man ein ganz schön rumpeliges Wellblechhaus. Aber irgendwie können wir nicht mehr zurück und bezahlen den ziemlich überzogenen Eintritt um die Tiere zu füttern. Man hätte hier übrigens auch mit den kleinen Haien und Rochen schwimmen können. Aber als wir die Becken sehen lassen wir das lieber und sind eher erstaunt, wieviele Familien das Angebot wahrnehmen.
Wir gehen “nur”, ausgestattet mit Streifen vom Oktopus und Fischfutterhalte-Werkzeug durch die Halle. Es gibt mehrere Becken unterschiedlicher Größe mit Haien und Rochen unterschiedlicher Art. Mit unserer Greifzange können wir den Oktopus aus den Bechern geben und in die Becken halten. Wenn die Tiere dann nicht schon zu satt sind, holen sie sich das Futter. Fun Fact: Die Frau, die die Brote für die Gäste schmiert, ist die selbe, die auch das Futter für die Tiere schneidet…
Nach einer halben Stunde verlassen wir diesen Ort verwundert wieder und werden auf dem Weg zum Auto noch fast von Gänsen angegriffen.
Nach einem mittäglichen Abstecher ins goldene M, fahren wir dann endlich zum Tagesziel – Anna Bay. Au f dem Weg zum Parkplatz haben wir ein kurzes Wollongong Silvester Parksituations Deja-Vu. Es stehen nämlich schon wieder Schlangen von Autos auf der Suche nach Parkplätzen. Das ist einer der Nachteile, wenn man in der Hochsaison hier ist. Bei unserem letzten Besuch waren wir die einzigen am Aussichtspunkt. Glücklicherweise finden wir aber schnell einen Parkplatz und das auch noch direkt am Fuß der Dünen und bei den Touranbietern.
Wir hatten uns nämlich vorgenommen uns mit einen Allradauto in die Dünen fahren zu lassen um dort auf den Dünen rodeln zu gehen. Die Busse fahren alle 15 Minuten an “ihre” Düne und werfen die Gäste dann dort raus bzw. sammeln sie wieder ein. Gottseidank steht an der Sammelstelle ein Zelt für etwas Schatten. Die Dünen können bis 30 Meter hoch sein, vermutlich sind wir auch so hoch gefahren. Man verliert wirklich jegliches Gefühl für den Raum in der gleißenden Sonne und zwischen dem Meer aus Sand. Die Fahrt hoch war auch ein Abenteuer für sich. Am Anfang noch ziemlich eben wurden wir mit der Abbiegung in den Bereich der exklusiv für diese Touren ganz schön durchgeschaukelt. Es geht auch ziemlich steil nach oben. Nach gut 10 Minuten sind wir angekommen. Es sind schon einige Gäste da, aber es ist sehr überschaubar.
Drei Touranbieter haben sich das Gebiet anscheinend aufgeteilt und jeder Fährt einen anderen Hügel an, so hat man das Gefühl eher allein zu sein. Eine junge Australierin erklärt uns kurz, wie wir das Board richtig steuern und uns platzieren und dann kann es auch schon losgehen. Zuerst einmal nehmen wir zwei Boards, damit die Kinder bei uns mitfahren können. Theo hat schon beim aufstieg keine Lust mehr, weil der Wind ziemlich stark ist und die kleine feinen Sandkörnchen in sein Auge geflogen sind. Er dreht also um und setzt sich zu unserem Rucksack unters Zelt. Ich nehme Lotti mit aufs Brett und los gehts. Wir waren uns ja nicht so sicher, ob Lotti das gut findet, aber sie war mega begeistert und forderte direkt ihr eigenen Brett an.
Flo setzt sich also kurz zu Theo und Lotti und ich sind wieder die Düne rauf und runter. So haben wir uns immer abgewechselt und zwischendrin Trinkpausen unter dem Zelt gemacht. Nachdem auch Lotti keine Lust mehr hatte haben wir das nächste Shuttle nach untern genommen. Gut durchgeschüttelt kamen wir wieder am Ausgangspunkt an. Nicht aber ohne noch vom Fahrer darauf aufmerksam gemacht zu werden, was passiert, wenn man mit einem Auto ohne Allradantrieb versucht auf den Strand und die Dünen zu fahren. Ein solcher Fahrer wurde grad ein paar Autos vor uns würdelos rückwärts von einem großen Jeep rausgezogen.
Kaum waren wir dann aus dem Bus raus, wollte Lotti sich in die nächste Schlange für ein Touristenabenteuer anstellen, das Kamelreiten. Schon auf dem Hinweg hatte sie die wartenden Leute wahrgenommen und nun wieder. Ich stellte mich also auch hier mit ihr an und nach einer guten halben Stunde waren wir endlich an der Reihe. Helme auf und nochmal warten bis die Kamele zurückkamen. Es war für uns beide das erste Mal und wir waren ein bisschen aufgeregt. Als die Tiere endlich zurückgekommen waren, wurden wir endlich unserem Kamel zugewiesen – es heißt Junior. Junior war, wie uns die Guidin während des Ritts noch verriet das größte Kamel der Herde. Aber vor dem Ritt kommt das aufstehen der Tiere. Das war eine unglaublich schauselige Angelegenheit die wir beide gut gemeistert haben.
Langsam konnten wir uns auch entspannen und genossen das Geschaukel auf dem Tier. Oder wie Lotti feststellte, dass kennen wir so ja auch eh schon von der AIDA wenn es schaukelt. Das Highlight der Tour war der Abschnitt am Strand entlang. Die Kamele wateten durch das Wasser. Junior hatte dazu aber keine Lust und zog zeitiger als die anderen nach links aus dem Flachwasser raus. Wir hätten nichts gegen eine kleine Abkühlung einzuwenden. Das Absteigen bzw. der Prozess des Kamels sich wieder hinzulegen war nochmal ganz schön spannend. Lotti wollte die ganze Zeit, dass ich sie auch festhalte, aber ich musste mich ja selbst halten. Also haben wir uns beide wie angewiesen nach hinten gelehnt und haben natürlich auch das gut geschafft. Eine glückliche Tochter und eine glückliche Mama machten sich dann auf zu ihren Jungs.
Auch wenn Theochen am liebsten ins Ferienhaus will, konnten wir ihn noch überzeugen kurz an den Strand zu gehen und ins Wasser “nur mit den Füßen”. Und hier taute auch endlich er auf. Anfangs noch etwas zaghaft wagte er sich am Ende und spielte immer fangen mit dem ankommenden Wasser der Wellen.
Der Strand war ideal für kleine Abenteurer, da es sehr lange sehr flach war. Die Wellen etwas weiter raus waren doch ziemlich groß. Kurz vor dem Aufbruch gab es dann noch die Freigabe zum kompletten Baden. Die Sachen waren eh schon nass, da machte es auch nichts mehr. Lotti sprang also einfach mit der einrollenden Welle und ließ sich treiben. Es ist so schön, dass sie keine Angst mehr vor dem Wasser hat. Dann zeigte sie das Spiel auch Theo und beide hatten die beste Zeit. Mittlerweile war es nun aber schon halb 5 und zurück ins nichts dauert noch eine Stunde. Daher müssen wir leider aufbrechen.
Es war ein wirklich toller sonniger Tag. Aber gut, dass wir unsere Einsamkeit hier zurücklassen übermorgen soll es unglaubliche 37 Grad heiß werden.