Wie gestern angekündigt, führt uns unsere Fahrt langsam aber sicher wieder Richtung Norden, in Richtung Heimat. Heute hatten wir uns ein recht straffes Programm auferlegt, welches auch mit einer ganzen Menge Fahrerei zu tun hatte. Als Ziel hatten wir uns heute die “drei Zinnen” vorgenommen, eine spezielle Bergspitze die man auch mit einer kinderfreundlichen kurzen Wanderung erreichen kann.
Zwischen uns und dem Berg lagen gute 2 1/2 Stunden Fahrt. Kurz vor dem Ziel kündigte sich das Unheil dann allerdings schon langsam an. Die Straßen wurden langsam aber sicher immer voller. Nachdem es den größten Teil des Weges über enge und steile Serpentinen ging zog sich die Fahrt dann doch auch noch länger hin. So ein 7 Meter langes Wohnmobil ist dann eben doch kein Golf und braucht in den Kurven dann auch etwas mehr Platz. Das letzte Stück Straße zu den Bergen ist eine Mautstraße, und noch vor der Mautstation ging dann auf einmal nichts mehr. Nachdem wir circa 20 Minuten auf der Stelle standen – nur gelegentlich ging es einige Meter vorwärts, wenn vor uns jemand aufgab und umdrehte – hielt ein Wohnmobil aus der Gegenrichtung neben uns an und forderte uns auf die Fenster zu öffnen. Die beiden kamen gerade vom Berg und meinten es gäbe für uns heute absolut keine Möglichkeit mehr dort hoch zu kommen – es wären so viele Wohnmobile auf dem Parkplatz, dass dieser geschlossen wurde. Das erklärt dann auch den Stillstand, es wurde nämlich immer nur ein Auto durchgelassen, wenn ein anderes den Berg wieder runter kam. Das bedeutete für uns also: Wenden. In einer eleganten 20-Punkt Wendung haben wir auf der engen Straße gedreht und fahren nun zunächst weiter in Richtung Campingplatz.
Morgen wollten wir eigentlich zu einem kleinen Wildsee in der Nähe des Campingplatzes fahren. Das schreit nun aber nach einer Programmänderung. Wir fahren also am Campingplatz vorbei und nehmen die zusätzlichen 20 Minuten Fahrt zum See auch noch aus uns. Für unsere Verhältnisse sehr spät, kommen wir erst zur Mittagszeit auf dem ebenfalls völlig überfüllten Parkplatz am See an. Zum Glück erwischen wir aber noch einen der letzten Stellflächen für Wohnmobile. Nachdem es für Theo im Wohnmobil noch schnell Mittag gab, und für uns alle einen kleinen Snack, machen wir uns nun endlich auf um unser heutiges Ziel zu erkunden, den Pragser Wildsee.
Wenn man den Parkplatz hinter sich gelassen hat, wird man als erstes vom riesigen örtlichen Hotel begrüßt, denen der See wohl auch gehört. Man wird nämlich ständig darauf hingewiesen, dass der See in Privatbesitz ist und dies und jenes deshalb verboten ist. Rumlaufen darf man – zum Glück – aber dann doch. Rund 3,5 Kilometer muss man Laufen um den See einmal zu umrunden. Für Leute ohne Kinder, ist die Tour in 45 Minuten also zu schaffen, selbst wenn noch ab und zu einen Fotostopp einlegt. Wir brauchen am Ende knapp 2 1/2 Stunden, mussten Theo aber auch immer wieder (an der Hand) selbst laufen lassen. Allerdings macht es auch so sinn, sich für die Tour viel Zeit zu lassen, der Anblick des Sees ist nämlich einfach nur unglaublich. Auch hier können Bilder dem ganzen eigentlich gar nicht gerecht werden.
Auch hier ist das Thema “overtourism” aber auch allgegenwärtig. Auch wenn wir es geschafft haben, den See auf den meisten Fotos menschenleer aussehen zu lassen, so ist man hier doch nirgends länger als ein paar Sekunden allein. Es gibt aber doch auch viele Leute die den Rundweg scheuen, und nur die ersten Meter laufen um sich selbst vor dem Türkisen Wasser abzulichten. Direkt zu Beginn des Weges hat man auch die Möglichkeit sich ein kleines Ruderboot auszuleihen. Das wird völlig inflationär genutzt, sodass zumindest die erste Hälfte des Sees regelrecht überschwemmt wird von den kleinen Booten. Natürlich haben diese Schüsseln aber auch ein hohes Potential für schöne Bilder. Da kann man den inneren Influencer also richtig ausleben. Für uns kommt die Bootsfahrt nicht in Frage – Theo und Lotti sind so schon nur schwer vom Ufer fernzuhalten.
Zunächst verläuft der Weg um den See die ganze Zeit entlang des Ufers, also auch ohne große Höhenunterschiede. Allerdings ändert sich das nach knapp einem viertel des Weges auf einmal schlagartig. Ab hier an geht es für eine ganze Weile ständig Treppenstufen rauf, und wieder runter.
Lotti können wir über große Teile des Weges nur dadurch motivieren, dass wir ihr versprechen, dass sie später noch ihre Füße ins Wasser halten kann. Indem wir ihr immer wieder sagen, dass es bis zur Badestelle noch ein paar Meter sind, läuft sie große Strecken des Weges tatsächlich selbst. Im Treppensteigen ist sie ja aber spätestens seit dem Besuch der Grotte geübt und eine echte Meisterin.
Nach ungefähr 90 Minuten haben wir es dann geschafft und endlich die – von Lotti – ersehnte Badestelle erreicht. Es handelt sich um einen See der nur von den Bergen gespeist wird, also ist er eiskalt. Wir haben in der ganzen Zeit nur zwei Leute gesehen, die sich kurz hineingeworfen haben. Lotti hält ihre Füße trotzdem kurz in den See – so wie wir es ihr versprochen haben. Leider war die Motivation zum Laufen danach aber auch hinüber. Interessant sind auch die anderen Gäste am See, die das kühle Nass für eine kurze Abkühlung nutzen.
Nun befinden wir uns aber auch auf dem Rückweg. Während die meisten anderen Leute hier in kompletter Wandermonktur unterwegs sind, haben wir nicht mal eine Flasche Wasser dabei. Trotzdem haben wir den Weg aber alle vier munter überstanden. Ein Getränk wäre für den Rundweg aber durchaus zu empfehlen.
Wie bereits erwähnt liegt unser Campingplatz für heute Nacht nur circa 20 Minuten entfernt. Deshalb machen wir uns auch noch auf den Weg zu eben diesem. Auch hier gibt es eine eigene Pizzeria die hervorragende Pizza macht. Deshalb müssen wir uns auch um das Abendbrot für uns alle vier nicht mehr kümmern. Auch Theo isst mindestens ein Stück Pizza als Abendbrot. Auch wenn er absolut nicht einverstanden ist, dass er eine eigene Kinderpizza hat. Das Essen der anderen sieht für ihn immer viel interessanter aus als sein eigenes.
Der Campingplatz verfügt über alles was man so braucht, neben dem für Südtirol oblogatorischen Pool gibt es hier sogar einen eigenen kleinen “Zoo” mit deutschen Riesenhasen und sogar einem Pfau. Neben den Tieren gibt es dann noch ein paar Spielgeräte, sodass man sich hier auf jeden Fall mehrere Tage aufhalten kann. Das ist auch unser Plan. Von hier aus wollen wir morgen einen neuen Anlauf in Richtung der “drei Zinnen” starten und dann am Abend wieder hier herkommen. Wir mussten Lotti bereits versprechen, dass sie noch in den Pool darf.
Hoffentlich sind wir morgen erfolgreicher..