(Wer Züge nicht mag, sollte diesen doch sehr ausführlichen Artikel vielleicht nur überfliegen)
Heute war es endlich soweit: die Fahrt mit der Kuranda Scenic Railway stand auf dem Programm. Es ist zwar nicht ganz der Hogwarts Express, sieht aber fast so aus. Leider wird unser Zug aber nicht von einer Dampflok gezogen, weil die auf dem steilen Weg nach oben zu oft halten müsste um Wasser zu tanken. Deswegen machen das jetzt von Aborigines bemalte Dieselloks aus den 1960er Jahren.
Das eigentlich gute sind aber die Wagen, sie sind alle von ca 1890, aber natürlich restauriert. Früher wusste man noch, wie man die Herrschaften der ersten Klasse ordentlich befördert. Um den asiatischen Massen aus dem Weg zu gehen, und weil es auch einfach cool ist, fahren wir nämlich nicht in der normalen Klasse mit, sondern in der “Gold-Class”. Hier gibt es ganz exklusive Wagen in denen jeder einen eigenen Sessel hat, einen eigenen Kellner sowie kostenlose Getränke und Essen. Außerdem sind sie in der Mitte des Zuges angebracht, so dass man bei jedem Stop oder Halt einen perfekten Blick hat. Während wir uns ganz bequem jeweils mit zwei Sesseln in einer Reihe durch den Regenwald kutschieren lassen, sitzen die Leute zwei Wagen weiter hinten bzw vorne, zu 6 auf Holzbänken mit einem Wasserspender im Wagen. So lässt es sich reisen. Jetzt aber genug der Angeberei, auf gehts.
Mit deutscher Pünktlichkeit fahren wir mit ein paar Minuten Verspätung in Cairns los. Alles im Wagen knarrt, außer dem prächtigen Marmordach unseres Wagens. Von der Besatzung ist auch noch kaum einer an Bord, die steigen nämlich erst in Freshwater (dem einzigen richtigen Stop) ein, wie es auch die meisten Touristen tun. Folglich haben wir den Zug bis dorthin fast für uns allein. Vorbei geht es durch eine Vororte über unzählige Bahnübergänge. Manchmal hat man das Gefühl bei den Leuten direkt durch den Vorgarten zu fahren. Nur die Wenigsten scheint das aber zu stören, die meisten winken uns nämlich freundlich zu.
Nach ca 10 Minuten ist es dann soweit, die Sicherheitsdurchsagen auf Englisch und Chinesisch sind beendet und wir Rollen in den Bahnhof Freshwater ein. Dieser heißt so, weil es auf der Strecke hier zum ersten mal (jetzt kommt die Überraschung:) frisches Wasser gab. Natürlich für die Lokomotiven, die sich auf den beschwerlichen Weg machten.
Hier steigt also der Rest zu, einige wenige gesellen sich noch in unseren Wagen, der Rest verschwindet in der Holzklasse. Nach nicht mal 10 Minuten tröten unsere Loks die ganze Stadt zusammen, das unverwechselbare Zeichen dafür, dass es losgeht.
Ab jetzt geht es für die nächsten 7 Kilometer nur noch Berg auf. Dieses mal wird es für uns aber nicht anstrengend. Schon nach kurzer Zeit fahren wir durch den ersten Tunnel. Kaum zu glauben das all das vor fast 200 Jahren von Männern ohne Maschinen gebaut wurde. Sie mussten sogar ihr eigenes Werkzeug mitbringen um arbeiten zu dürfen. Bis heute hält sich auch das Gerücht, dass alle Leute die beim Bau verstorben sind, direkt mit in das Kiesbett der Gleise ‘eingebaut’ wurden. Wie viele es waren, kann man nur schätzen. Insgesamt haben sich drei Firmen am Bau der Strecke versucht, zwei sind aber während dessen Pleite gegangen. Noch heute wird die gesamte Strecke als DIE australische Ingenieurskunst beschrieben. Es folgen noch 6 weitere dieser Tunnel. Diese sind aber gar nicht unbedingt der spektakuläre Teil der Fahrt, dies übernehmen die Brücken. Umso höher wir kamen, umso abenteuerlicher auch die Streckenführung.
Nachdem wir die Schluchten, Brücken und Tunnel überwunden haben, kamen wir an den Barron Falls an, die wir ja gestern früh schon besucht hatten. Das erwies sich als sehr weise in Anbetracht der asiatischen “Sefie-Stick Mafia”. An der Stelle an der wir gestern in der Früh noch ganz allein waren, drängte sich jetzt ein ganzer Zug um das beste Foto zu erhaschen. Wir sind der Meinung das der Wasserfall heute, etwas weniger Wasser führte als Gestern. Also alles richtig gemacht. Nach 10 Minuten signalisierten dann unsere beiden Lokführer das es weiter geht. Mehrfaches energisches Hupen sorgte dafür, das sich die träge Masse in Bewegung setzte und sich alle wieder auf ihren Platz setzten.
Die Fahrt von hier nach Kuranda ist nicht mehr sehr lang und es werden kaum noch Höhenmeter überwunden. Das nächste Highlight bildet somit der Bahnhof an sich. Dieser ist ganz dem Regenwald angepasst voll mit Blumen behangen. Das hätte man sich in Berlin doch vielleicht als Vorbild für den Hauptbahnhof nehmen sollen.
Allerdings gibt es hier das selbe Problem: Die Bahnsteige sind für die ganzen Massen doch etwas zu schmal. Wir machten uns aber erst noch mal auf, die Loks zu bestaunen, so dass wir dem Gedränge auf den Treppen zunächst aus dem Weg gehen konnten.
Irgendwann machten aber auch wir uns auf den Weg in die Stadt. Das kleine Städtchen was sich gestern noch im Dornröschenschlaf in voller Pracht präsentierte platzte aus allen Nähten. Touristenscharen schoben sich durch die wenigen Straßen vorbei an unzähligen Souvenirläden, Fressständen (inkl. deutscher Bratwurst) und Kindern die Digi (der Profibegriff für das Didgeridoo) spielten und dazu irgendwelche Kriegstänze aufführten. Das ganze war leider gar nicht nach unserem Geschmack, weswegen wir uns relativ schnell aufmachten, den Berg wieder hinunter zu fahren, nur dass wir dafür das Gefährt wechselten: es ging auf die Skyrail. Also Gondeln.
Während wir uns in die ganz normale Version dieser Gondeln setzte, gibt es hier auch etwas ganz spezielles: komplett offene Gondeln, also eher ein Gestell mit dem man über die Berge fährt. Zunächst fanden wir den Gedanken auch noch ziemlich lustig, da kannten wir aber die Strecke noch nicht.
Nach erneut ca. 10-minütiger Fahrt auf der es etwas Berg hoch ging, erreichten wir den Stop Barron Falls. Von hier hat man, mal wieder, einen super Blick auf die Barron Falls. Nur eben von der anderen Seite und das man irgendwie noch viel dichter dran ist. Von hier erkennt man auch den kurz vor dem Wasserfall liegenden Damm, der das erste Wasserkraftwerk Australiens war und mittlerweile auch schon gute 70 Jahr auf dem Buckel hat. Scheint aber immer noch ganz gut Strom zu machen, denn noch haben hier keine Lichter geflackert.
Nach kurzem Staunen stiegen wir zurück in die nächste Gondel. Von hier aus führte der Weg, weiter steil nach oben, über den Regenwald. Unter uns befinden sich bis zu 50 Meter hohe Bäume. Unsere knarrende und quietschende Gondel schwebt also in angenehm windigen 60 Metern umher. Dazu noch offen an beiden Seiten. Mehr Thrill braucht es also eigentlich gar nicht. Vor allem wenn man weiß, das es neben den 60 Metern zum Boden, einige Meter versetzt, weitere 300 Meter an der Felswand hinunter geht. Irgendwann schaffen wir es dann aber doch zum zweiten Stop der Fahrt, dem Regenwaldwalk. Die Bäume die wir gerade noch von oben bestaunten, können wir jetzt von unten betrachten.
Also wieder zurück zu den Gondeln und einsteigen. Ab jetzt ändert sich die Fahrt, es geht jetzt nämlich nur noch steil Bergab. Und zwar die ganzen Höhenmeter die wir zuvor so mühselig erklommen haben in einem Schwung. Was zuvor über eine Stunde gebraucht hat, geht es nun in wenigen Minuten runter. Hierbei bekommt man eine super Sicht auf Cairns und Umgebung.
Hier endet unser Erlebnis dann auch mit einer Busfahrt zurück in die Stadt. Wir statten uns beide noch mit jeweils einem neuen Paar Flippies aus, und besorgten uns im nächsten Supermarkt das Essen für Abends. Von hier ließen wir uns dann vom Taxi zurück zu Viktor bringen, wo wir den Rest des Abends entspannt genossen haben. Unter anderem haben wir einen der Pools probiert, der allerdings nach Sonnenuntergang schon ganz schön abgekühlt war.