Heute sind wir in Napier. Zunächst steht aber ein halber Seetag an, denn wir kommen hier erst um 12:30 Uhr an. Für den heutigen Tag haben wir bereits zuhause einen Ausflug mit einem lokalen Anbieter gebucht. Wie sich auf dem Schiff herausstellte, haben den aber viele Familien gebucht. So werden wir am Ende einen ganzen Bus mit Familien füllen.

Aber fangen wir vorn an. Nachdem wir den Vormittag im Kids Club verbracht haben, gibt es noch ein kleines Mittagessen für die Kinder, damit wir alle gestärkt für unseren Landgang sind. Heute darf man das Hafengelände nicht selbstständig verlassen, sodass wir uns zunächst in einen der Shuttle Busse setzen der uns direkt bis ins Stadtzentrum bringt. Das ganze ist hier super organisiert, es gibt keine Wartezeiten.

Bis zu unserem Ausflug haben wir noch 1 1/2 Stunden Zeit, die wir nutzen um etwas durch die Stadt zu bummeln. Napier ist berühmt für seine ganz besondere Architektur. 1931 wurde die komplette Stadt bei einem besonders starken Erdbeben zerstört und danach komplett neu aufgebaut. Dadurch hat man nun eine Innenstadt im Art-Deco Stil. Wenn man durchläuft fühlt sich das ganze auch etwas wie eine Zeitreise an. 

Nachdem wir zunächst den tollen Weihnachtsbaum bestaunt haben, und uns anschließend einen Ersatz für unser Handyladekabel besorgt haben, drehen wir noch ein paar Runden durch die Innenstadt. Und obwohl es ja nur ein paar Tage vor Weihnachten ist, ist es eine nette entspannte Atmosphäre. Mittlerweile kommt sogar die Sonne raus, die am Morgen während unseres Einlaufens noch gar nicht zu sehen war.

Gute Voraussetzungen also, um nun unsere Tour zu starten. Am Treffpunkt warten bereits die diversen anderen Familien. Es dauert nur ein paar Minuten bis unser Fahrer auftaucht und uns auf die zwei Busse aufteilt. Es handelt sich hierbei nicht um normale Busse, sondern um Allradbetriebene, der Hauptteil unserer Tour findet nämlich abseits von den offiziellen Straßen statt. 

Die Tour begann mit einer landschaftlich reizvollen Fahrt entlang der Küste, vorbei an grünen Weiden, steilen Klippen und weitläufigen Feldern, die sich bis zum Horizont erstrecken. Schon auf dem Weg boten sich beeindruckende Ausblicke auf den Pazifik, auf dem wir ja gerade noch rumgeschippert sind.

Unser Guide Trevor, ein waschechter Kiwi mit charmantem neuseeländischen Akzent, sorgte von Beginn an für beste Unterhaltung. Mit einer Mischung aus trockenem Humor und echtem Wissen führte er uns durch die Geschichte und Natur von Cape Kidnappers. Trevor wusste nicht nur alles über die Tölpel, sondern auch die kleinen Anekdoten, die eine Tour besonders machen – und er erzählte sie mit einem Augenzwinkern, das uns oft zum Lachen brachte.

Cape Kidnappers ist berühmt für seine spektakulären Felsformationen, die sich dramatisch aus dem Meer erheben, und als Heimat einer der weltweit größten Tölpelkolonien. Als wir näher kamen, konnten wir die ersten Vögel bereits aus der Ferne sehen. Mit jedem Meter den wir näher an das Kliff fahren entfaltete sich das ganze Ausmaß – hunderte Tölpel segelten majestätisch in der Luft oder ruhten auf den Felsen.

Trevor erzählte spannende Geschichten über die Geologie der Region und die ungewöhnlichen Sandsteinformationen, die durch Jahrtausende der Erosion geformt wurden. Besonders faszinierend war die Erklärung, wie Cape Kidnappers zu seinem Namen kam.

Die Geschichte reicht bis ins Jahr 1769 zurück, als der berühmte britische Entdecker James Cook mit seinem Schiff, der Endeavour, an der Küste von Hawke’s Bay entlangsegelte. Während eines Austauschs mit den Maori kam es zu einem Zwischenfall: Ein Junge aus Cooks Crew, vermutlich ein Tahitianer, der als Übersetzer fungierte, wurde von den Maori in ein Kanu gezogen. Cook und seine Männer deuteten dies als Entführung und eröffneten das Feuer, um den Jungen zu retten. Der Junge konnte schließlich entkommen, doch der Ort dieses Vorfalls erhielt den dramatischen Namen „Cape Kidnappers“ – das „Kap der Entführer“.

Der Höhepunkt war der Moment, als wir die Hauptkolonie erreichten. Die Vögel, elegant und doch quirlig, landeten mit erstaunlicher Präzision und verteidigten geschickt ihre Nester. Es war ein Schauspiel der Natur, das wir aus nächster Nähe erleben durften.

Auf dem Rückweg blieb Zeit, die Eindrücke sacken zu lassen und die Ruhe der Landschaft zu genießen. Trevor sorgte weiterhin für gute Laune und hatte noch einige Geschichten parat, und kannte den Namen von jeder deutschen Familie die nun hier in der Gegend leben. Auf der Rückfahrt haben wir noch mal ein ganz neuen Eindruck gewinnen können, es hat nämlich mittlerweile angefangen zu regnen. Zeitlich haben wir das also alles perfekt abgepasst.

Als wir in der Stadt ankommen nehmen wir einen der letzten Shuttle Busse zum Schiff, und genießen hier nun den restlichen Abend, bevor wir morgen die Hauptstadt Neuseelands besuchen: Wellington.