Heute weckt uns Theo pünktlich mit den ersten Sonnenstrahlen die es über die Berge schaffen. Die Berge sind noch in kleinen Nebeltüchern vergangen, und trotzdem kündigt sich ein schöner und warmer Tag an. Unser Aufenthalt in unserer sehr unkonventionellen Ferienwohnung im Hotel endet heute schon wieder. Wir waren nur für eine Nacht hier.

Wir gehen aber nicht, ohne noch das Frühstücksbuffet zu testen. Fast wie auf der Aida nur kleiner. Lotti nimmt ihr obligatorisches Rührei aber mit Buletten und ohne Würstchen. Theo nimmt zu den Buletten noch Cornflakes.

Nachdem wir die zwei Taschen die wir gestern mit in die Ferienwohnung genommen haben, wieder in unser Auto verladen haben, machen wir uns auf den kurzen Weg zurück ins Zentrum von Ruhpolding. Die Herfahrt gestern hat sich am Ende ja doch ganz schön gezogen, sodass wir den Kindern gestern keinen Stadtrundgang zumuten wollten. Also holen wir das heute nach. Noch ist im Zentrum nicht viel los, und so finden wir auch direkt am Bahnhof noch ganz bequem einen Parkplatz. Einzig die Gäste aus den Hotels direkt hier in der Innenstadt sitzen schon an Tischen der diversen Bäckereien entlang den Altstadtstraßen.

Wir sind alle vier begeistert von der tollen Architektur und den vielen schönen Häusern im typischen süddeutschen Stil. Unser Ziel ist aber die Kirche St. Georg, die auf einem nicht unbeachtlichen Berg liegt, sodass man von hier eine wunderbare Aussicht auf die ganze Gegend hat. Das Problem das damit einher geht ist natürlich, dass man diesen Berg zunächst auch erklimmen muss, bevor man wieder runterschauen kann. 

Als wir die Aussicht eine Weile genossen hatten, schlenderten wir die kleinen Gassen gemütlich wieder zurück zum Auto. Auf dem Weg dorthin konnten wir allerdings die grade neu errichtete Sommerrodelbahn sehen. Lotti war direkt ganz begeistert von diesem Konstrukt und wollte unbedingt auch eine Runde fahren. Wir waren uns eigentlich ganz sicher, dass sie spätestens kurz vor dem einsteigen einen Rückzieher machen würde, versprachen ihr aber trotzdem uns die Sache zunächst genauer anzuschauen. Allerdings war es zu diesem Zeitpunkt erst 9:30 Uhr und die Bahn sollte erst um zehn aufmachen, also konnten wir uns auf dem dreiminütigen Weg mit dem Auto viel Zeit lassen.

So war es auch wenig überraschend, dass wir ein paar Minuten später auf einen komplett leeren Parkplatz fuhren. In Lotti merkte man die aufkommende Aufregung. Sie fing an mit ihren typischen Erzählungen um sich selbst Mut zu machen. 10 Minuten vor der Eröffnung stellten wir uns dann vor die noch geschlossene Kasse als allererste an diesem Tag. Lotti hat für sich selbst noch immer nicht entschieden, ob sie die wilde Fahrt in Berg hihab wirklich wagen will. Irgendwann gab es dann aber kein Zurück mehr. Wir kaufen Tickets und kurze Zeit später schon zusammen im Bob auf dem Weg nach oben auf den Berg. Zu diesem Zeitpunkt war Lotti sich noch nicht so sicher, ob wir jetzt nun rasant, schnell oder doch lieber mit angezogener Bremse den Berg hinunter fahren wollten. Eins war nur sicher: aussteigen können wir jetzt nicht mehr.

Am Ende sind wir den Hügel ziemlich sportlich nach unten gefahren, und Lotti hatte so viel Spaß, dass sie direkt noch einmal fahren wollte. Dieses Mal allerdings mit Mama. Theo war übrigens nicht davon zu überzeugen, auch in einen Bob einzusteigen. Jule agierte auf der Bahn dann als Bremsklotz und löste sogar einen Stau aus, weil ja alle hinter ihnen kommenden Bobs ihre Geschwindigkeit anpassen mussten.

Am Ende fuhr ich mit Lotti noch ein drittes Mal, bevor wir dann aber Richtung Italien aufbrachen.

Unsere Fahrt führte uns vorbei am Chiemsee vorbei in Richtung Innsbruck. Selbige Stadt sehen wir auch das erste Mal ohne Regen. Trotzdem fahren wir nur durch, und bewegen uns immer weiter in Richtung Brennerpass. An der italienischen Grenze machen wir eine kurze Pause im Outlet Center, weil es hier – neben einer ganzen Menge Schnellladesäulen – auch einen kleinen Indoor Spielplatz gibt, in dem Lotti und Theo etwas Energie loswerden können.

Wir hätten für unsere Strecke heute übrigens nicht laden müssen, und machen die Pause eher freiwillig. Direkt am Outletcenter begrüßt uns dann auch schon die italienische Fahne im Land der Nudeln.

Von der Grenze aus hatten wir dann noch ungefähr 1 1/2 Stunden zu fahren, bis wir unser Ziel, den Karerhof erreichten. Die nächsten Tage bleiben wir auf einem Bauernhof, auf dem es auch ein paar Ferienwohnungen gibt.

Und unsere Ferienwohnung hat es ganz schön in sich. In der unteren Etage haben wir zwei Schlafzimmer, mit jeweils einem Bad. In der oberen Etage dann das riesige Wohnzimmer mit einer Glasfront in Richtung Berge. Wir haben direkt aus der Wohnung einen wunderbaren Blick über die Alm und auf die Tiroler Berge.

Der Wetterbericht für die nächsten Tage ist etwas durchwachsen, weswegen wir uns direkt nach der Ankunft auch schon wieder auf den Weg machen zum Karer See. Es ist ein smaragdgrüner Bergsee, der wegen seiner beeindruckenden Farbe im Ladinischen “Lec de Ergobando” (Regenbogensee) genannt wird. Dies ist aber nicht der einzige Grund für seinen Namen: Einer Sage zufolge lebte im Karer See einst eine wunderschöne Wasserjungfrau, in die sich der Hexenmeister von Masaré verliebte. Er versuchte dann die Wasserjungfrau zu entführen, schaffte dies aber nicht. Der Hexenmeister war über das Misslingen der geplanten Entführung so wütend, dass er in seinem Liebeskummer den Regenbogen vom Himmel riss, ihn zerschmetterte und alle Regenbogenstücke, zusammen mit den Juwelen, in den See warf: Dies ist der Grund, warum der Karer See in den prächtigsten Regenbogenfarben schimmert.

Wir haben weder Wasserjungfrau, noch Hexenmeister entdecken können. Bunt ist der See aber auf jeden Fall.

So sieht es übrigens aus, wenn man nicht in Richtung Wasser schaut:

Für uns ging es nun noch schnell nach Welschnofen in den Supermarkt. Den Rest für unser Abendessen einkaufen. Wir hatten mittlerweile allerdings auch Zeitdruck, wir waren nämlich um 18 Uhr mit dem Bauern verabredet, der uns die restlichen Teile des Bauernhofes zeigen wollte. 

Am Ende des Tages genossen wir dann ein paar Nudeln vor dem wundervollen Bergpanorama. Auch die letzten Sonnenstunden nehmen wir noch mal alle mit, um den Sonnenspeicher für die nächsten Tage aufzufüllen. 

Als die Sonne erst mal untergegangen war, gab es keinerlei Licht mehr in unserer Nähe. Das einzige was zu hören war, sind die Esel des Nachbarn, die sich immer wieder streiten. Obwohl sie einen Kilometer entfernt auf der Wiese stehen, schreien sich die beiden so laut an, dass man den Schall im ganzen Tal noch hört. Das geht dann auch die ganze Nacht immer mal wieder so.