Wenn man aus Dalen nach Rjukan möchte, hat man genau zwei Möglichkeiten aus dem Tal wieder heraus zukommen. Die erste wäre direkt aus Dalen über Serpentinen fast senkrecht den Berg hoch, oder eben ein Stück außen rum. Weil wir den Spaß mit den Serpentinen ja gestern schon hatten, entscheiden wir uns heute dafür auf sie zu verzichten. Da sollten wir uns aber mächtig täuschen!
Ungefähr 90 Minuten Fahrt liegen vor uns. Wir verraten nicht Zuviel, wenn wir sagen, dass wird abenteuerlich. Die Straße ist ein bisschen enger als gewöhnlich und auch ein bisschen holpriger, als wir es bisher gewohnt waren. Kurz nach dem Start beginnt auch schon der Anstieg. Anstatt alles auf einmal in Serpentinen zu erklimmen, zieht sich der Aufstieg hier eben etwas. Immer wieder kommen uns riesige LKW in einem Affenzahn entgegen und wir müssen beide schauen, wer da noch Platz hat rechts und links. Nach 45 Minuten befinden wir uns auf knapp 1.000m in dem Skigebiet Vierli. Wir folgen dem Parkplatzschild und gönnen Lotti eine kleine Pause. Praktischerweise haben wir wieder einen Halt mit Spielplatz, sogar mit Trampolin gefunden. Da draußen nur noch 8 Grad sind, pellen wir uns erstmal an und dann gibts für Lotti kein halten mehr. Es gibt auch einen kleinen Streichelzoo mit zwei sehr streichelbedüftigen Ziegen.
Nach 15 Minuten gehts weiter. Noch ein Stück weiter über die Hochebene, überraschenderweise lange geradeaus. Vorbei am Staudamm ging es aber wieder bergab. 800 m rechts unter uns lag unser Ziel.
Doch bevor wir zum Campingplatz steuerten, hielten wir noch kurz am Wasserwerk Vermok.
Geschichtlich ist das wohl auch aus deutscher Sicht ganz interessant, Stichwort schweres Wasser im zweiten Weltkrieg, aber die Details sind für uns heut nicht so spannend. Wir spazieren noch zu Lottis großer Begeisterung über die Hängebrücke, die das Tal überspannt. Dann fahren wir zur Mittagspause aber tatsächlich auf den Campingplatz.
Die Attraktion von Rjukan ist für uns aber der Gaustatoppen. Mit 1.883m überragt der tolle Kegelberg die Region. Wir haben hin und her überlegt, ob wir heute schon hoch sollen oder erst morgen. Aber da wir tollen Sonnenschein hatten, sind wir einfach mal hingefahren.
Man kann den Berg natürlich auch hochlaufen, wir entschieden uns mit Lotti aber vorerst für die abenteuerliche Variante “Zug”. Zuerst fährt man auf rumpeligen Schienen 850m geradeaus in den Berg. Dann muss man aussteigen und das Gefährt wechseln. Dies ist nicht weniger spektakulär. Es geht einen Kilometer in 39 Gradwinkel direkt nach oben. Die Bahn wird an einem Kabel hochgezogen. An jedem Ende hängt eine Bahn, in die Mitte begegnen sie sich.
Unter den Schienen sieht und hört man das Wasser in einem Wasserfall durchrauschen. Lotti ist so unglaublich begeistert von der ganzen Fahrt. Nach insgesamt 15 Minuten sind wir oben angekommen.
Der Blick von hier oben ist der absolute Wahnsinn. Wir müssen noch ein paar Stufen erklimmen um fast ganz oben angekommen zu sein.
Für uns ist bei 1.800 m Schluss. Der Weg zum Gipfelkreuz ist uns heute etwas zu waghalsig.
Bei sonnigen 3 Grad genießen wir aber die Sicht und gönnen uns eine kleine Waffel mit Himbeermarmelade.
Nach einer guten Stunde machen wir uns wieder auf den Weg zur Bahn. Ein bisschen ärgerlich ist es schon fast, dass wir nicht auf einen Zufußabstieg vorbereitet waren, aber Lottis Begeisterung für den Zug ist weiter ungebrochen.
Um 16 Uhr sind wir zurück am Wohnmobil und der nächste spannende Abschnitt liegt vor uns. Was wir noch nicht erwähnt hatten war, dass der Parkplatz für die Bahn bereits auf über 1.000m Höhe liegt. Hier ratet ihr sicher schon richtig, wie sich unsere Abfahrt gestaltet. Im zweiten Gang versuchen wir unsere Kiste heil ins Tal zu bringen, 12 % Gefälle hatte das Schild angezeigt. Mit heißen Bremsen kamen wir schließlich auf dem Campingplatz an.
Von unserem Platz aus können wir noch einen Blick auf den Gausta, wie wir Profibesteiger sagen dürfen, genießen.
Lotti hat uns noch den ganzen Abend vom blauen Zug erzählt und von der roten Bahn am anderen Seilende, mit dem man nicht fahren durfte.