JOSTEDALSBREEN NATIONALPARK

Haben wir unseren Plan, den hiesigen Gletscher zu besuchen, gestern extra wegen des Wetters auf heute verschoben, sieht morgens zunächst nichts danach aus, als wenn das auch wirklich stattfinden könnte. Der ganze Fjord ist vollgehangen mit einer meterdicken Nebelschicht. Grund genug für uns, uns nochmal umzudrehen.

Als wir das zweitemal aufstehen, sieht die Sache schon ganz anders aus. Die ersten Sonnenstrahlen bahnen sich durch den Nebel, und lösen ihn mit der zunehmenden Wärme langsam auf. Gut für uns. Wir machen Karlson startklar und machen uns auf den Weg. Heute wird er ausnahmsweise kaum gebraucht, denn es heißt: wandern.

Wir stellen den noch nichtmal warm gewordenen Karlson auf dem Parkplatz für Wohnmobile ab und machen uns auf den Weg. Laut Reiseführer benötigt man für den Trip circa 1,5 Stunden bis man zurück ist. Bereits die ersten Meter sind aber alles andere als die im Reiseführer beschriebene “leicht zu begehende” Strecke. Vom Parkplatz bis zum eigentlichen Startpunkt geht es auf unebener Schotterpiste steil nach oben. Später stellt sich aber raus, dass dieses kleine Stück schon das Schlimmste am Weg ist.
Wenn man diese paar Höhenmeter überwunden hat, gelangt man zum Besucherzentrum, der Ort an dem haufenweise asiatische Touristen aus Bussen geladen werden und in “Trollautos” gesetzt werden, die eine extra dafür angelegte Straße bis zum Gletscher hinauf fahren.

Auch wenn wir es uns nach den ersten Metern fast anders überlegt hätten, entscheiden wir uns aber für den Fußweg, der nach Kaiser Wilhelm benannt ist. Dieser war zu seiner Zeit bereits oft zum Wandern in der Gegend. Anders als die “Straße”, die so nicht öffentlich zu befahren ist, führt der Wanderweg direkt am aus dem Gletscher entspringenden Fluss lang, und über viele kleine und große Wasserfälle. Einige von denen so groß, dass sie genug Gischt produzieren, um einen ordentlich nass zu machen.

Und ja, man wird nass.

Der Weg führt einen immer weiter hinein in den Nationalpark. Den Gletscher hat man stets im Blick, wenn er nicht gerade von einem Baum verdeckt wird, der in der Mitte einer mit Ziegen bevölkerten Wiese steht. Links und rechts sieht man die hunderte Meter hohen Felswände, die den Weg nach vorn immer schmaler werden lassen, und trotzdem zieht sich der Weg immer weiter hinaus. Immer noch eine Biegung, noch eine kleine Brücke, oder ein weiterer kleiner Anstieg, auf den direkt die nächste Senkung folgt.


Irgendwann ist es aber geschafft und wir erreichen den kleinen See, der sich vom stetig runtertropfenden Gletscherwasser gebildet hat. Wobei das Wasser gar nicht einfach nur runtertropft. Viel mehr strömt es geballt unter dem Gletscher hervor. Durch den Wasserfall, den wir zuvor gesehen haben, der mit diesem Wasser gespeist wird, fließen pro Sekunde 10.000 Liter Wasser.

Aber Ja, der Weg lohnt sich. Auch wenn man denken mag “Das soll der Gletscher sein?”. Und ja, das ist er. Wer nicht an den Klimawandel glaubt, oder alles noch für Humbug hält, für den haben wir hier ein, zugegebenermaßen geklautes, Bild von 2006. Auch während des Weges stehen immer wieder Schilder die markieren, bis wohin der Gletscher mal ging.

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Briksdalsbreen_summer_2006.jpg

Trotzdem lohnt sich der Marsch entlang des Flusses. Man wird links und rechts dauerhaft mit tollen Blicken für die Anstrengungen belohnt. Man sollte dazu vielleicht noch bemerken, dass es sich hierbei auch “nur” um einen Arm des größten Festlandgletschers Europas handelt – der Jostdalbreen, nach dem auch der Nationalpark benannt ist.

Wir haben für die ganze Strecke, inklusive dem Rückweg dann übrigens gute drei Stunden gebraucht. Das hat aber weniger damit zu tun, dass der Weg dahin so anstrengend ist, als dass wir hunderte Fotostops eingelegt haben und noch einen Tee am Gletscher selbst getrunken haben.

 

Skylift von Loen

Bereits bei Ankunft im Ort hier gruselten wir uns vor dieser Attraktion. Obwohl auch das nicht ganz korrekt ist, eigentlich wurde uns schon bei der Planung der Reise immer wieder Werbung für diese Gondelfahrt angezeigt. Nach Betrachtung eines 360 Grad Videos der Fahrt war zwar klar, dass wir da unbedingt mitfahren wollen, aber auch gleichzeitig, dass es sich dabei um eine ganz schöne Mutprobe handeln wird.

In solch einer Gondel wird man den Berg hinaufgezogen. Rein passen bis zu 25 Personen. Den Berg hoch, heißt im Übrigen auf 1200 Meter Höhe. An der höchsten Stelle der Seilbahn hat man 700 Meter unter sich.

Und steil ist sie noch dazu. Wenn man die 5 Minuten Fahrzeit allerdings hinter sich gebracht hat, erhält man einen wunderbaren Überblick über den ganzen Fjord. Auch wettermäßig haben wir echt Glück, es ist zwar furchtbar windig hier oben, aber die Aussicht wird nicht durch tief hängende Wolken getrübt.

Das Hufeisen, das ihr auf dem Titelbild seht, steht ein bisschen verloren in der kargen Gegend des Gipfels vom Berg Hoven. Aber die Seilbahn wurde erst im Mai diesen Jahres eröffnet und noch manches wirkt dezent unvollendet. Aber egal, immerhin hat die Seilbahn funktioniert 😉